Eine etwas zu flache Spiegelung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
steffi kohl Avatar

Von

Der Roman "Das Buch der Spiegel" ist der erste Roman von Chirovici in englischer Sprache, er stammt aus einer rumänisch-ungarisch-deutschen Familie aus Transsilvanien. Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse 2015 wurde das Buch heiß gehandelt und schließlich in 38 Länder verkauft.
Deshalb war ich schon gespannt auf diesen Roman.
Das Sujet: Können wir unseren eigenen Erinnerungen völlig trauen? Anscheinend eine Idee, die der Autor mit einer Begebenheit aus seiner Kindheit verbindet. Ein gelungener Ansatz.
Der Roman startet höchst spannend, der Literaturagent Peter Katz erhält ein Manuskript des Autors Richard Flynn, das ihn sofort fasziniert. Flynn schreibt über die Ermordung des Professors Joseph Wieder im Jahr 1987 in Princeton. Der Fall wurde nie aufgeklärt, und Katz vermutet, dass der unheilbar kranke Flynn den Mord gestehen oder den Täter enthüllen wird. Doch Flynns Text endet abrupt.
Katz beauftragt den Detektiv John Keller damit, die Fortsetzung des Manuskripts zu finden. Von da an übernimmt dieser die Ich-Erzählung. Begleitet wir er von dem Polizisten Freeman; der leitete damals die Ermittlungen. Im Ergebnis der Recherche erfahren wir, dass Flynn kürzlich verstorben ist.
Das sind die der Erzähler, die Chirovici diese Geschichte beleuchten lässt. Er verbindet die drei Erzählstränge auf ziemlich gekonnte Art und pendelt so zwischen Kriminalroman und anspruchsvoller Literatur.
Und gerade hier werden sich sicher die Geister scheiden.
Das Buch beinhaltet eine Masse von Lügen, Falschaussagen und verfälschten Erinnerungen, die neu zusammengesetzt werden müssen.
Für den Leser ist es nicht immer möglich, dem zu folgen; er bleibt oft an der Oberfläche des Spiegels.
Und dann ist da noch die unerwartete Entwicklung der Hauptperson Flynn: Er scheint geistig völlig klar zu ein und dann plötzlich stellt sich heraus , dass er sich die Beziehung zu seiner großen Liebe nur eingeredet hat. Auch diese Linie wird nicht weiter ausgebaut.
.
Der äußere Eindruck zum Buch muss unbewertet bleiben, da man anhand der recht billig wirkenden Fotokopie des Verlags nicht sehen kann wie sich das Buch anfühlt. Auch das Cover bleibt ohne Wertung; die Gestaltungsidee gefällt mir aber. Man muss allerdings genau hinsehen.
Geschrieben ist der Roman flüssig und er lässt sich schnell lesen.

Das Buch hat eine gewisse Besonderheit , die Geschichte ist geheimnisvoll und mit vielen überraschenden Wendungen , aber zum Ende hin fällt die Spannung deutlich ab.

Ich hätte mir tiefere Blicke hinter den Spiegel gewünscht.