Originell, verzwickt, aber nicht spektakulär

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sursulapitschi Avatar

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Als der Literaturagent Peter Katz die ersten Kapitel eines eingereichten Manuskripts liest, ist er höchst erstaunt. Offensichtlich geht es um den nie aufgeklärten Mordfall an einem renommierten Professor für Psychologie in Princeton. Kurz bevor Täter enthüllt wird bricht das Manuskript ab, der Autor ist inzwischen verstorben, aber das Interesse ist geweckt. Peter veranlasst eine Recherche 20 Jahre nach dem Tod von Professor Wieder, der starb kurz bevor er eine bahnbrechende Abhandlung zur Traumaforschung veröffentlichen konnte.

Hier liegen einige Geheimnisse auf dem Tisch. Wo ist der Rest des Manuskripts? Warum wurde Wieders Buch nie veröffentlicht? Worum genau ging es in dem Buch? Warum hat Richard Flynn nach 20 Jahren ein Buch über diesen Mord geschrieben und wer war bloß der Mörder? Es wird tief in der Vergangenheit einiger Personen gegraben, die irgendwie mit dem Fall verbunden sind, deren Erinnerungen sich aber widersprechen.

Kann man Erinnerungen trauen oder liegt vielleicht die Wahrheit oft im Auge des Betrachters? Das ist die zentrale Frage in diesem Buch, das immer verwickelter wird, je mehr man erfährt. Irgendwann stellt man als Leser die wildesten Vermutungen an, schließt Manipulationen am Gedächtnis oder Wahnvorstellungen in Betracht. Sehr verzwickt.

Das ist genial angelegt und macht Spaß. Immer wieder kommen neue Aspekte dazu, die das Geschehen in einem anderen Licht zeigen. Der Autor führt den Leser aufs Glatteis mit vielen falschen Fährten und Schlenkern. Für meinen Geschmack hat er an dieser Stelle vielleicht ein bisschen übertrieben. Gelegentlich verliert man den Überblick. Man muss wirklich umfangreiches Personal mit Eltern, Familie und Familiengeschichte im Auge behalten und nicht jeder Hinweis trägt zur Klärung bei.

Das Ende ist schlüssig, aber letztendlich nicht so spektakulär wie man mittlerweile erwartet hatte, was ein klein wenig enttäuschend ist. Möglichkeiten hätte es zu Hauf gegeben.
„Das Buch der Spiegel“ ist ein origineller Krimi, der heraussticht. Gar so einzigartig wie angepriesen fand ich ihn aber doch nicht.