Trügerische Erinnerungen

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takabayashi Avatar

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Der Roman ist in drei Teile mit drei verschiedenen Erzählern gegliedert. Im ersten Teil erhält der New Yorker Literaturagent Peter Katz eines Tages eine Email von einem gewissen Richard Flynn, der sich und seine Lebensgeschichte in seinem Anschreiben präzise, kurz und knapp vorstellt. Das gefällt dem Agenten, der den Schreiber gleich irgendwie sympathisch findet und deshalb die angehängte Leseprobe ausdruckt und mit nach Hause nimmt.
In dem eingesandten Manuskript geht es um Erinnerungen des Autors aus dem Jahre 1987, als er Student in Princeton war und in seiner Wohnung plötzlich eine neue Mitbewohnerin namens Laura aufkreuzte. Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander, und im Nachhinein glaubt der Autor, dass er sich fast sofort in Laura verliebt hatte, es aber zuerst noch gar nicht selbst bemerkte. Die Psychologiestudentin Laura stellt Richard ihrem guten Freund und bewunderten Mentor Professor Wieder vor, und der Professor bietet Richard den Job an, seine Bibliothek zu ordnen und katalogisieren.
Die eingesandte Leseprobe endet damit, dass Professor Wieder ermordet aufgefunden wird und Richard Flynn andeutet zu wissen, wer der Mörder gewesen sei. Peter Katz will auch den Rest des Manuskripts lesen, das ihn sehr gefesselt hat, aber das erweist sich als schwierig. Denn der Autor, der todkrank war, ist inzwischen verstorben. Katz möchte den Roman veröffentlichen, er wittert einen Erfolg.
Da er nicht so viel Zeit auf die Recherche verwenden kann, heuert er den Journalisten John Keller für weitere Nachforschungen an, aus dessen Perspektive Teil zwei erzählt wird. Keller sucht viele verschiedene Leute aus dem Umfeld von Richard Flynn, Laura Baines und Professor Wieder auf, trägt Unmengen an Material zusammen, das sich jedoch als äußerst widersprüchlich erweist. Nach einiger Zeit gibt er frustriert auf, schreibt einen Abschlussbericht für Katz und übergibt seine gesamten Unterlagen dem pensionierten Polizisten Roy Freeman, der seinerzeit die Ermittlungen im Mordfall Wieder leitete, ihn aber nicht aufklären konnte. Keller hatte Freeman während seiner Recherche kennengelernt und von ihm auch die Fallakte bekommen.
Im dritten Teil verbeißt Freeman sich noch einmal in den Fall und kann ihn dann auch tatsächlich lösen.
Das zentrale Thema des Romans ist die Subjektivität von Erinnerungen - wie weit kann man sich auf seine Erinnerung verlassen? Erinnert man sich wirklich an Ereignisse aus seiner frühen Kindheit oder bildet man sich nur ein, sich zu erinnern, weil einem die Ereignisse so oft erzählt worden sind?
Das erste Drittel des Romans fand ich richtig spannend, doch dann kann diese Spannung nicht durchgängig aufrecht erhalten werden, die Ermittlungen ziehen sich dann doch etwas in die Länge, bleiben aber immer noch interessant. Die tatsächliche Auflösung wirkte dann etwas antiklimaktisch auf mich. Das Buch ist flüssig geschrieben und liest sich gut. Und auch wenn meine anfängliche große Begeisterung sich im Verlauf der Lektüre gelegt hat, ist es mir doch 4 Sterne wert.
P.S. Das spiralbgebundene Manuskript, das sich im Verlauf der Lektüre auflöste, hat leider nicht zum Lesevergnügen beigetragen, wurde aber nicht in meine Wertung einbezogen.