fantastisch

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bibo_07 Avatar

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Die Leseprobe zu Das Buch der verlorenen Stunden hat mich sofort gefesselt. Der Einstieg in Nürnberg 1938, mitten in der Nacht, während die Novemberpogrome über die Stadt hereinbrechen, ist unglaublich atmosphärisch und berührend. Besonders die Beziehung zwischen dem Uhrmacher Ezekiel und seiner Tochter Lisavet geht unter die Haut. Als er sie in Sicherheit bringen will, eröffnet er ihr den Zugang zu einer geheimnisvollen Welt – einer Bibliothek der Erinnerungen, in der Zeit und Geschichte lebendig werden.

Die Beschreibungen dieser „Zwischenwelt“ sind eindringlich und bildreich: Bücher, die Erinnerungen enthalten, flüsternde Stimmen und Begegnungen mit Gestalten der Vergangenheit. Besonders bedrückend fand ich die Szene mit dem Nazi, der Erinnerungen verbrennt und damit ganze Geschichten auslöscht.

Spannend ist auch der Zeitsprung in die 1960er Jahre nach Boston. Dort lernen wir Amelia kennen, die nach dem Tod ihres Onkels plötzlich selbst mit der geheimnisvollen Uhr in Berührung kommt. Auch sie wird von Geheimnissen umgeben, die spürbar in eine gefährliche Richtung führen.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und schafft sofort ein intensives Kopfkino. Historische Realität und Fantastik greifen nahtlos ineinander und machen neugierig auf den weiteren Verlauf.

Mein Eindruck: eine atmosphärische, tiefgründige Geschichte über Zeit, Erinnerung und Verlust, die man nach der Leseprobe unbedingt weiterlesen möchte!