3/5✨

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néeastern Avatar

Von

„Keine Geschichte ist so kraftvoll wie unsere Erinnerung.“

Ein Satz, der das Herz dieses Romans perfekt beschreibt. Hayley Gelfuso erschafft mit Das Buch der verlorenen Stunden eine Welt, die zugleich magisch und melancholisch ist – eine Bibliothek außerhalb von Raum und Zeit, in der die Erinnerungen der Menschheit in Büchern fortbestehen. Eine Idee, so schön und poetisch, dass man sie beinahe riechen, hören, fühlen kann.

Der Schreibstil ist sanft, märchenhaft und von einer tiefen Sehnsucht durchzogen. Gelfuso schreibt mit einer leisen Magie, die einen vergessen lässt, wo die Wirklichkeit endet. Besonders die ersten Kapitel, in denen Lisavet in den Zeitraum flieht und die Welt nur noch durch die Erinnerungen anderer Menschen erlebt, haben mich berührt.

Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, desto stärker verliert sie sich in der Vermischung von Genres – Spionagethriller, Liebesgeschichte, Fantasy, Allegorie. Die politische Ebene rund um Geschichtsfälschung und Erinnerungskontrolle ist faszinierend, aber sie verdrängt zunehmend das Gefühl, das der Anfang so kraftvoll weckte. Lisavet selbst, anfangs ein berührend verlorenes Mädchen, wird mit der Zeit schwerer greifbar – ihre Entscheidungen wirken zunehmend fremd und distanziert.

Dennoch: Die Symbolik des Romans bleibt eindrucksvoll. Das Konzept, dass Erinnerungen Macht bedeuten – und dass jene, die Geschichte kontrollieren, auch die Wahrheit formen – ist von bedrückender Aktualität.

✨ Fazit:
Ein Buch von poetischer Schönheit und philosophischer Tiefe, das an seiner eigenen Komplexität scheitert. Wundervoll gedacht, sprachlich stark, aber emotional zu distanziert, um wirklich zu verzaubern.
⭐️⭐️⭐️/5