Geheimnisse und schwerwiegende Entscheidungen im Angesicht der Zeit

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sternzauber Avatar

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Das Cover von „Das Buch der verlorenen Stunden“ von Hayley Gelfuso gefällt mir sehr. Denn der dunkle Einband mit den goldenen Akzenten wirkt sehr wertig und wunderschön geheimnisvoll. Außerdem zeigen uns die langen Bücherregale bereits einen Einblick in die Geschichte und das mag ich immer sehr.

Die Autorin entführt uns in eine Welt, in der Zeithüter mit Hilfe von besonderen Uhren in den Raum der Zeit eintreten und in diesem die Erinnerungen der Menschheit bewahren oder vernichten können. Nur wenige Menschen wissen von dieser Möglichkeit und eines Abends ändert sich das Leben der jungen Lisavet für immer, als ihr Vater sie in den Zeitraum bringt und dort zu ihrem Schutz zurück lässt. Er kommt nicht, wie versprochen, zurück und so lebt das Mädchen fortan außerhalb der Zeit. Sie beginnt irgendwann die Erinnerungen, die die Zeithüter vernichten wollen, vor dem Verschwinden zu bewahren und stört damit die Abläufe. Viele Jahre später trifft sie dabei auf den Zeithüter Ernest und was dann geschieht, ändert nicht nur das Leben der Beiden, sondern auch den Lauf der Weltgeschichte nachhaltig…

Dieses Buch hat mir eine sehr spannende und interessante Lesezeit geschenkt, die mich in ihrer Komplexität, Vielschichtigkeit und Stimmigkeit sehr überrascht hat. Denn die Geschichte dreier zentraler Charaktere ist so gut in den Verlauf einer Rahmenhandlung und ganz existenzieller Überlegungen eingebettet, dass sich eine äußert runde Erzählung ergibt. Dabei sind die Handlung und die Zusammenhänge so komplex, dass ich als Leserin immer ganz bei der Geschichte bleiben und diese konzentriert verfolgen musste, um keine wesentliche Angabe zu verpassen. Dies habe ich jedoch keinesfalls als negativ empfunden, sondern war dadurch vielmehr sehr intensiv in der Geschichte gefangen und wollte das Buch eigentlich auch gar nicht gerne aus der Hand legen. Es war für mich eine Freude zu erlesen, wie im Laufe der Geschichte immer mehr Zusammenhänge einen Sinn ergaben und das Bild immer vollständiger wurde.

Hayley Gelfuso schreibt in einer sehr angenehmen Art, die mich leicht in die Geschichte eintauchen lies und auch wenn die Kapitel oft sehr lang waren, hat sich ein sehr positiver Lesefluß ergeben. Die ProtagonistInnen wirkten auf mich authentisch in ihrer Charakterisierung und die Hauptpersonen waren mir sehr sympathisch. Es gab viele Szenen, in denen ich mich sehr gut in die Figuren einfühlen konnte und die mich sehr berührt haben.

Außerdem hat „Das Buch der verlorenen Stunden“ eine ganz eigene Atmosphäre, die mich sehr fasziniert hat. Es ist vom Grundton her eher düster und geheimnisvoll, es gibt immer wieder Bedrohungen und schwere Schicksalsschläge, aber auch sehr zarte Momente und innige Gefühle. Ich würde das Buch ein wenig mit Kai Meyers Geschichten aus dem grafischen Viertel („Die Bücher, der Junge und die Nacht“ etc.) in Verbindung bringen, da sie eine ähnliche Stimmung aufweisen.

Mir hat dieses Buch, das eine äußerst gelungene Mischung aus Spannung, Liebesgeschichte, Sachzusammenhängen, Mutterliebe, dem Wert von Erinnerungen und kriminalistischen Elementen ist, sehr gut gefallen. Es hat mich zum Nachdenken angeregt, aber auch einfach sehr gut unterhalten und ich habe intensiv mit den Figuren mitfühlen dürfen. Daher gibt es von mir eine herzliche Empfehlung zum Selberlesen – viel Freude dabei!