Spannende Grundidee und schöner Schreibstil

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mausfrosch Avatar

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In den Wirren der Kristallnacht 1938 versteckt ein jüdischer Uhrmacher seine elfjährige Tochter an einem Ort jenseits der Realität vor den mörderischen Nazis. In der geheimnisvollen Bibliothek gestrandet, lernt Lisavet die besonderen Eigenschaften dieses Schauplatzes kennen, an dem alle erdenklichen Erinnerungen festgehalten werden. Doch immer wieder suchen andere Reisende die Bibliothek auf, um die Erinnerungen unliebsamer Personen auszulöschen und damit auch aus dem kollektiven Gedächtnis zu tilgen. Lisavet macht sich daran, möglichst viele der Erinnerungen zu retten.
Jahrzehnte später, im Kalten Krieg, beginnt Agentin Moira mit der Ausbildung der Nichte eines ermordeten Kollegen. Auch in der Auseinandersetzung mit den Russen spielt die Kontrolle über die Erinnerungen eine zentrale Rolle.

Wie beide Erzählstränge miteinander verbunden sind, wird im Lauf des Buches immer deutlicher und ist interessant zu lesen. Die Idee mit der Bibliothek, den Erinnerungen und dem Reisen dorthin bzw. darin hat mir sehr gut gefallen, regt zum Nachdenken an und berührt. Auch der Schreibstil und die glaubwürdigen Charaktere sind gelungen. Ich konnte mir die geschilderten Szenen gut vorstellen und fände das Buch auch für eine Verfilmung oder als Serie geeignet.
Lediglich ein paar Längen zwischendurch haben mich ein bisschen gestört und verhindern eine volle Punktzahl. Im späteren Verlauf entschädigen aber einige spannende Wendungen für manche etwas zu gemächliche Passage.