Beruht auf wahren Begebenheiten

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bellis-perennis Avatar

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Die jüdische Familie Traube lebt im besetzten Paris, als 1942 die Deutschen mit den Deportationen der Juden beginnen. Vater Julius wird verhaftet, seiner Frau Faiga und Tochter Eva gelingt im letzten Augenblick die Flucht ins unbesetzte Frankreich. Sie finden Zuflucht im kleinen Ort Aurignon. Dort schließt sich Eva der Résistance an und fälscht für jüdische Kinder Ausweise. Sehr zum Missfallen ihrer Mutter, die Eva die Schuld daran gibt, dass Julius in Paris verhaftet worden ist.

Mittelpunkt des dörflichen Widerstandes von Aurignon ist der katholische Priester, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Der stellt Eva dem charismatischen Rèmy vor. Wenig später drucken und fälschen die beiden gemeinsam tagaus tagein Dokumente. Während Rémy die Angelegenheit technisch nüchtern sieht, will Eva die ursprünglichen Namen der Kinder bewahren. Dann hat Rémy eine zündende Idee - sie verwenden ein altes Messbuch und codieren die echten Namen mittels Fibonacci-Reihe.

Eva und ihre Mithelfer können durch ihre engagierte Hilfe zahlreiche jüdische Kinder vor der Deportation retten, bis die Widerstandsgruppe verraten wird und Rémy als verschollen gilt.

Meine Meinung:

Kristin Harmel ist ein fesselnder historischer Roman auf zwei Zeitebenen gelungen.

Der Einstieg in den Roman beginnt mit einer Zeitungsnotiz aus dem Jahr 2005, in der genau jenes Messbuch abgebildet ist. Es soll seinen rechtmäßigen Besitzern restituiert werden, wie es in dem Artikel heißt. Es ist von sechzig Jahren in Frankreich geraubt worden.

Das löst in der alten Dame Eva Abrams, die niemand anderer als Eva Traube ist, Erinnerungen an die Zeit von 1942 aus. Sie packt sich zusammen, um nach Frankreich zu reisen.

Die Charaktere sind gut ausgefeilt. Eva, die mit beiden Beinen im Leben steht und die die tödliche Gefahr kommen sieht. Ihre Mutter Faiga hingegen, die zaudernde, die für alles und jedes ihre Tochter verantwortlich macht, die eine paranoide Angst davor hat, dass sich Eva vom Judentum abwendet, wenn sie auch nur eine Kirsche betritt oder mit dem Priester spricht. Da scheint ihr die Ankunft von Joséph Pelletiers, einem Juden und Bekannten aus Paris, den sie gerne als Schwiegersohn hätte, gerade recht.
Erst bei ihrer Hinrichtung durch die Deutschen wächst Faiga über sich hinaus und spricht vom Stolz, Mutter ihrer Tochter zu sein.

Die Leser erfahren einiges über die Arbeit der Résistance und die Fluchtrouten auf denen die bedrohten Juden in die Schweiz geschmuggelt werden. Dann gibt auch noch Erich, einen deutschen Soldaten, der sein Leben aufs Spiel setzt, um die Widerstandsgruppe zu warnen.

Das Buch scheint, soweit ich das beurteilen kann, penibel recherchiert zu sein, liegt ihm doch eine wahre Geschichte zugrunde. Ich halte es sehr wichtig, dass solche Bücher geschrieben und vor allem gelesen werden. Es stört mich allerdings, dass es dazu keine Erläuterungen gibt, was nun Fakt bzw. Fiktion ist. Das kostet den 4. Stern.

Fazit:

Ein gelungener historischer Roman, dem ich gerne 3 Sterne gebe.