Das Buch der Menschlichkeit

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Im Jahr 2005 entdeckt Eva Abrams in einer Zeitung ein Foto, dass sie an ihre Vergangenheit erinnert. Es handelt sich um ein von Nazis geraubtes Buch, das ein deutscher Bibliothekar seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgeben möchte. Das Buch birgt einen geheimnisvollen Code, dessen Bedeutung sich nicht erschließen lässt. Eva kennt jedoch das Geheimnis des Buches.
Paris im Jahr 1942 – die jüdische Studentin Eva Traube entkommt gemeinsam mit ihrer Mutter aus der Stadt, nachdem ihr Vater verhaftet wurde. Beide finden Zuflucht in der unbesetzten Zone, im kleinen Bergdorf Aurignon. Bald lernt Eva dort neben dem katholischen Priester Pére Clément den jungen Widerstandskämpfer Rémy kennen. Sie beginnt, Ausweispapiere für jüdische Kinder zu fälschen, um ihnen die Flucht in die Schweiz zu ermöglichen. Die Kinder bekommen falsche Namen. Eva möchte aber ihre richtigen Namen bewahren, eine Erinnerung an ihre wahre Identität. Gemeinsam mit Rémy verschlüsselt sie die Namen, den Code kennen nur die beiden. Wenig später wird ihre Widerstandszelle verraten, Rémy verschwindet spurlos und auch Eva gerät in tödliche Gefahr.

Kristin Harmel hat ihren Roman in zwei Zeitebenen angelegt, im Jahr 2005 in den USA sowie in Frankreich während des 2. Weltkriegs. „Das Buch der verschollenen Namen“ ist ein sehr berührender Roman, der neben der persönlichen Geschichte Evas und ihrer Familie den Kampf der Résistance um das Leben jüdischer Kinder, deren Eltern von den Nazis verschleppt wurden, zum Inhalt hat. Die Geschehnisse der Vergangenheit verknüpft die Autorin geschickt mit der Gegenwart. Eva hat immer versucht, die Vergangenheit zu vergessen und vor allem, vor ihrer Familie zu verheimlichen. Nachdem sie das Bild des ihr so bekannten Buches entdeckt hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihr Geheimnis zu offenbaren. Kristin Harmel schildert die Not der jüdischen Kinder, die unter von Mitgliedern der Résistance unter Lebensgefahr versteckt werden, sehr eindringlich. Dazu gehört neben Knappheit der Lebensmittel die Enge der Verstecke, innerhalb derer die Kinder leise spielen, immer in Angst, entdeckt zu werden. Mit Eva, Rémy und anderen Widerstandskämpfern hat die Autorin starke Charaktere geschaffen, die entschlossen für die Kinder ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Besonders beeindruckt hat mich, wie Eva dafür gekämpft hat, die wirklichen Namen der Kinder zu verschlüsseln und die Erinnerung als kostbares Gut zu bewahren. Das Buch wurde einer wahren Geschichte nachempfunden, eine Tatsache, die zugleich berührt und nachdenklich macht. „Das Buch der verschollenen Namen“ ist ein sehr emotionaler Roman, bildhaft und flüssig erzählt, für den ich fünf Sterne vergebe und eine Kaufempfehlung ausspreche.