Ein Buch für die Ewigkeit

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lilly_molamola Avatar

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Es gibt Bücher, die mich bereits mit ihrem Cover restlos verzaubern können - so auch "Das Buch der verschollenen Namen".
Paris 1942: Die junge jüdischstämmige Eva Traube flüchtet mit ihrer Mutter aus Paris in das kleine Dörfchen Aurignon, nachdem sie hilflos mitansehen musste, wie ihr Vater von den Nazis abgeholt wird. Eva besitzt ein außerordentliches Talent für die Fälschung von Papieren, was auch ihrer Mutter und ihr selbst das Leben gerettet hat. Schnell schließt sie sich einer Untergrundorganisation an, die für Kinder Papiere fälschen, um ihnen ein sicheres Leben in der Schweiz zu ermöglichen. Im Zuge dessen lernt sie auch Rémy kennen, mit dem sie "Das Buch der verschollenen Namen" ins Leben ruft: Damit kein Kind je vergessen wird und eines Tages nach seinen Wurzeln forschen kann, klügeln die beiden mithilfe der Fibonnaci-Folge einen Code aus, den die Nazis so schnell nicht knacken sollen. Als der Krieg immer weiter ins Land zieht, wird es für die Résistance, Eva und Rémy immer enger, zumal ein Verräter unter ihnen ist.
Bis auf das zu konstruierte und viel zu kitschige Ende habe ich das Buch geliebt und verschlungen. Besonders berührt hat mich die Tatsache, dass die Erzählung auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Erklärung, wie die Fibonnaci-Folge bei der Verschlüsselung der Namen helfen soll, war meines Erachtens ein wenig zu kompliziert, ich habe die Stelle einige Male lesen und die Beispiele selbst ausprobieren müssen, um wirklich zu verstehen, wie der Code funktioniert - dies mag aber auch meinen mangelnden mathematischen Fähigkeiten geschuldet sein. Der Schreibstil ist sehr flüssig, man fliegt nur so durch die Geschichte. Auffallend war etwa auch, dass die Autorin (oder in meinem Fall die Übersetzerin) auf ganz bestimmte Phrasen eingeschossen war, die sich meines Erachtens recht oft wiederholten, wie etwa "Eva stieß die Luft aus, ohne gemerkt zu haben, dass sie sie angehalten hatte" - hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht.
Mit den beiden Protagonisten wurde man sehr schnell warm, ich konnte mit den beiden richtig mitfiebern und habe die eine oder andere Träne geweint. Evas Mutter hingegen habe ich überhaupt nicht verstanden: Ganz gleich, wie sehr Eva sich ins Zeug legte, was sie tat oder nicht, es war nichts gut genug, an allem Schlechten war Eva Schuld. Diese Haltung konnte ich nicht nachvollziehen und hat mir diese Figur sehr unsympathisch gemacht.
Alles in allem aber eine großartige, wenn auch traurige Geschichte, die einmal mehr zeigt, was einige Leute, die aus Überzeugung für das Richtige kämpfen, bewirken können.