spannend und interessant

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Ich finde Gehscichten, dier zur Zeit der Weltkriege spielen, immer sehr interessant und meist gibt es auch immer etwas mir Unbekanntes – diesmal geht es um das Fälschen von Papieren für Flüchtlinge. Das Buch basiert auf einer wahren Geschichte – wie viel von dem Erzählten aber wahr ist und was dazugedichtet wurde, wird leider nicht erwähnt.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, wobei sich der Großteil in der Vergangenheit abspielt. Beginnend im Jahr 1942 begleitet man die junge Eva Traube; nachdem ihr Vater deportiert wurde, fliehen sie und ihre Mutter aus Paris und schlagen sich durch bis zu einem kleinen Ort in Frankreich. Eigentlich wollten sie in die Schweiz, doch in Aurignon schließt sich Eva einer Gruppe von Menschen an, die anderen zur Flucht verhelfen. In dem Erzählstrang der Gegenwart ist Eva Traube über achtzig Jahre alt – zufällig liest sie einen Artikel über „Das Buch der verschollenen Namen“, ein Buch, dass sie maßgeblich mit gestaltet hat und dessen wahrer Besitzer gesucht wird. Trotz aller Warnung seitens ihrer Familie macht sie sich auf die Reise.

Ich mochte die Geschichte. Schon nach wenigen Seiten fühlte ich mich mittendrin, auch wenn ich den Part der Vergangenheit – wie bei mir meistens – lieber mochte. Eva als Figur hat mir sehr gut gefallen. Sie ist mutig und vorausschauend, sicher nicht leicht in dieser Zeit, in der sie und ihre Mutter einer sehr ungewissen Zukunft gegenüberstehen, trotzdem hat sie ein gutes Gespür für die Situation. Mutig organisiert sie nicht nur die eigene Flucht, sondern im Weiteren dann auch die vieler anderer durch Fälschung von Papieren. Ihre Mutter geht mit der Situation ganz anders um – sie kann das Grauen nicht glauben, und beharrt darauf, dass ihr Ehemann noch lebt und sie ihn retten muss. Aber sie wandelt ihr Wut nicht in Handeln um, sondern bleibt bei ihrer Tochter und macht ihr immer wieder Vorhaltungen. Sie ist keine Sympathieträgerin in dieser Geschichte, eben weil sie ihrer Tochter immer wieder Vorwürfe macht, selber aber auch nichts gegen die Situation unternimmt. So unsympathisch sie ist mit ihrem Gejammer und ihrer Tatenlosigkeit, so denke ich, dass es ihre Art ist, mit der ungewissen Situation und ihrer Trauer um den Verlust des Ehemannes umzugehen.

Die Autorin beschreibt sehr genau, woraus der Widerstand von Eva besteht, und auch das hat mir sehr gut gefallen. Sie arbeitet in einem untergründigen Netzwerk, und mich beeindruckt, wie dieses verknüpft und verflochten ist in ganz unterschiedliche Bereiche.

Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die aber nicht zu viel Raum einnimmt, als dass es mir unangenehm geworden wäre. Immer tiefer gerät Eva in diesen Sog, fremden Menschen, vor allem Kindern, helfen zu wollen, und eigentlich ist klar, dass sich die Schlinge um ihren Hals immer enger zieht. Und so wird es in der zweiten Hälfte dann richtig spannend, denn wieder geraten Eva und ihre Mutter in Gefahr.

Der Strang der Gegenwart ist deutlich ruhiger – aber auch hier ist interessant, wie die mittlerweile „alte“ Eva ihr Leben lebt, welchen Ideen ihrer Familie sie sich aussetzen muss und wie sie dann doch ihren eigenen Kopf durchsetzt.

Der Schreibstil ist angenehm, leicht zu lesen und sehr lebendig. Die Autorin hat die Atmosphäre der schrecklichen Zeit sehr gut eingefangen – nicht nur auf der Flucht von Eva, sondern auch in der gefährlichen Zeit der Arbeit im Untergrund. Da es in der zweiten Hälfte dann auch noch sehr spannend wurde, sind die Seiten rasch dahingeflogen.

Einzig das Ende hat mich nicht überzeugt. Dass Eva entkommt, ist klar, doch wie genau es geschehen ist, wird leider nicht weiter erzählt. Zwar schließt sich dann auch der Kreis in der Gegenwart, dennoch war es mir am Ende dann zu romantisiert – aber vielleicht ist es tatsächlich so geschehen, denn „das Leben schreibt ja die besten Geschichten“. Ich gebe gute 4 von 5 Sternen.