Von falschen Dokumenten und der großen Liebe

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justm. Avatar

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Eine Jüdin auf der Flucht vor den Nazis wird eher durch Zufall zur Fälscherin von wichtigen Papieren und damit zur Retterin von Hunderten. Nur welchen Preis muß sie dafür zahlen?

Was sich anhört, wie ein historische Erzählung, wird (als wäre das tatsächlich nötig) noch "aufgepeppt" mit einer herzzerreißenden Liebesgeschichte.
All das, im aktuell scheinbar nicht mehr wegzudenkenden "Format" der zwei Zeitebenen.
So begegnet uns Protagonistin Eva ein Mal (mehr oder weniger) im Hier und Jetzt (2005), während die andere Zeitebene zur Zeit des zweiten Weltkrieges spielt.
Interessanterweise wechselt auf den beiden Ebenen auch die Erzähler-Perspektive, was wahrscheinlich auch ein wenig den zeitlichen Abstand und die damit verbundene persönliche Entwicklung der Hauptfigur widerspiegeln soll.
Dennoch ist so natürlich klar, daß diese die Strapazen, die sie im Laufe der Seiten erlebt, tatsächlich auch überlebt, womit der Spannungsbogen komplett wegfällt.

Insgesamt gab es ohnehin wenig Spannung in "Das Buch der verschollenen Namen", auch wenn Evas Mühen und Anstrengungen erzählerisch durchaus glaubwürdig verkauft wurden.

Was mir allerdings gar nicht gefiel, war die antagonistische Rolle, die Autorin Kristin Harmel der Mutter hat zukommen lassen. Als hätte die Protagonistin nicht schon genügend Baustellen, hatte ich das Gefühl, als müsste (!) Eva eben auch noch dieser Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.

Und als wäre das nicht genug, überschlagen sich dann in den letzten paar Kapiteln die Ereignisse regelrecht:
Es ist beim Lesen ein wenig so, als sähe man einen dieser Schurken-Filme, bei denen man einfach mit den Augen rollen muß, weil sich der Bösewicht in den wichtigen Sekunden, die Sieg oder Niederlage bedeuten können, rechtfertigt und sein Handeln erklärt. Denn genau das passiert auch in diesem Buch *augenroll*
Wer dann denkt, das wäre es gewesen, der täuscht sich gewaltig, denn natürlich muß die Liebesgeschichte ja noch irgendwie zu Ende gebracht werden.

Alles in Allem zwar ein gut geschriebenes Buch, aber mit einer - für mich - nicht runden, teilweise auch einfach überfrachteten Handlung, die zwar ans Herz geht, aber einen wirklich nicht zu unterschätzenden "Augen-Roll-Faktor" hat.