Wer bin ich, wenn ich meinen Namen aufgeben und meine Herkunft verleugnen muss?

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strickleserl Avatar

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Die sechsundachtzigjährige Eva hätte wohl schon längst in den Ruhestand gehen sollen, aber sie liebt Bücher und ihre Arbeit als Bibliothekarin. Als sie eines Tages einen Zeitungsartikel bemerkt, der von dem Versuch berichtet, von den Nazis geraubte Bücher ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, kommen Erinnerungen hoch. Das abgebildete Buch ist ihr nur zu vertraut. Sie muss den Mann, der dieses Buch hat, treffen. Den Widerstand ihres Sohnes wischt sie beiseite und macht sich auf den Weg von Amerika nach Deutschland. Dabei erinnert sie sich an eine bewegende Zeit in ihrem Leben.

Paris, 1942: Eva ist 23, als sie und ihre Eltern zusammen mit anderen Juden deportiert werden sollen. In der schrecklichen Nacht, die dafür vorgesehen ist, betreuen Eva und ihre Mutter Nachbarskinder, so entgehen sie der Festnahme. Der Vater hatte schon einen Fluchtweg für Eva vorbereitet, so fahren Eva und ihre Mutter nun zu einem kleinen Bergdorf, in der Hoffnung weiter in die Schweiz zu reisen. Da die dortige Widerstandsbewegung Evas Hilfe beim Fälschen von Ausweisen und Papieren braucht, entschließt sie sich ihre Flucht aufzuschieben. Damit ist ihre Mutter gar nicht einverstanden, vor allem da Eva dabei eng mit Katholiken zusammenarbeitet.

Eva wird es immer mehr ein Anliegen Menschen zu retten, das eint sie mit ihrem Fälschungspartner Remy. Doch diese Aufgabe ist sehr gefährlich, vor allem als sich herausstellt, dass es in ihrer Zelle der Widerstandsbewegung einen Verräter gibt.

Dieses berührende Buch beruht auf Tatsachen. Es ist bewegend und interessant zu lesen, wie viele Menschen ihr Leben eingesetzt haben, um andere zu retten. Sehr schön dabei ist zu sehen, wie sich Juden und Christen gemeinsam gegen das Unrecht gewehrt haben.

Die Charaktere dieses Buchs wachsen einem beim Lesen ans Herz. Die zarte Liebesgeschichte macht deutlich, welche Fragen Eva bewegen. Sie muss sich mit dem Vorwurf ihrer Mutter auseinandersetzen, dass sie dabei ist ihre Identität als Jüdin aufzugeben. Identität ist ein großes Thema in Evas Leben. Sie erlebt hautnah mit, dass unzählige Kinder ihres Namens und ihrer Identität beraubt werden, weil das der einzige Weg ist, sie zu retten. So kommt sie auf die Idee diese Namen in verschlüsselter Weise festzuhalten.

Eva erklärt, „Die Sterne und die Punkte sind die verschollenen Namen, die Namen der Kinder, die zu jung waren, um sich zu erinnern, die Namen, die wir löschen mussten, damit sie überleben konnten. Ich hatte gehofft, eines Tages, wenn der Krieg zu Ende ist, könnte ich ihnen helfen, wieder die zu werden, die sie einmal gewesen waren.“ Doch sie erkennt, „… wir werden nicht durch die Namen definiert, die wir tragen, oder die Religion, die wir ausüben, oder die Nation, deren Flagge über unserem Kopf weht. Jetzt weiß ich das. Wir werden dadurch definiert, wer wir in unserem Herzen sind, wer wir auf dieser Erde zu sein beschließen.“

Fazit: Ein historischer Roman, der das Herz berührt. Gut und spannend geschrieben, zeigt dieses Buch Beispiele für Mut in schweren Zeiten und erzählt von der Bereitschaft der unterschiedlichsten Menschen, ihr Leben für andere zu opfern. Sehr empfehlenswert!