Eindrucksvolles Frauenensemble

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eckenmann Avatar

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Diesen magisch-mystischen Roman nehme ich gern zur Hand - das Buchcover (leider im Paperback gehalten) besticht beidseitig durch seine edle und prunkvolle Aufmachung, die fantastische Pflanzenwelt um die abgebildete Raute herum und die verzierten geheimnisvollen Schriftzüge.
"Das Buch Eva" ist in 30 jeweils mit kurzer Überschrift versehene Kapitel gegliedert, die Handlung setzt mit einem Karnevalsdienstag im Kloster der Frauen ein - jeweils werden den Kapitelüberschriften kurz zeitliche Einordnungen zugefügt, durchgehend darunter abgesetzt sieht man ein geheimnisvolles Zeichen. Die Zeitspanne der Romanhandlung umfasst letztendlich mehrere Wochen.

Die Ich-Erzählerin Schwester Bea(trice) hütet besagtes (geheimnisvolles) Buch, das sie aus den Händen zweier sterbender Frauen erhält. Sie ist eine Protagonistin, die fast ein wenig hinter dem vielschichtigen und eindrucksvollen Ensemble der Frauenfiguren verschwindet - anfangs eher als Außenseiterin erscheint und sich ein wenig hinter den Büchern der von ihr zu beaufsichtigenden Bibliothek versteckt.

Das Leben der Frauen im Nonnenkloster wird vielfältig und detailliert beschrieben und in seiner Gefährdung erfasst, dabei mischen sich magische und mystische Elemente, Symbole und Bilder und umfassen die Geschichten der Frauen um Ausharren, Verstecken, Aufbegehren, Flucht und Widerstand - zeitweise erscheinen sie mir etwas überbordend.

Entbehrungen und Leiden der Frauen und ihre Konflikte miteinander werden ebenso eindrucksvoll gezeigt wie Schwesterlichkeit und Solidarität untereinander.
Dabei sehe ich mich an der Seite der Ich-Erzählerin, die sehr gegenwärtig beschreibt und im Verlauf der Entwicklung Erlebnisse im Kontakt und Austausch mit anderen Frauen als auch Eingebungen und Erscheinungen wahrnimmt.
Die Geheimnisse um Schicksale der Frauen und des einen bedrohlichen Mannes werden immer wieder eingewoben ... insgesamt ist es ein Buch vornehmlich für Frauen - und die geheime Kraft des Eva-Buches bewahrt eine starke innere Kraft und Ahnung eines Gottmuttertums.

Auch wenn die genaue historische Zeit in diesem als "Renaissance-Roman" angekündigten Werk nicht genau gekennzeichnet wird und ich einige Begrifflichkeiten für nicht stimmig oder zeitgemäß passend halte, bot mir doch das opulente "Buch Eva" ein sehr angeregtes wenn auch anstrengendes Leseerlebnis.