Erzählung aus Sicht einer Toten

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Evie und Scarlett sind beste Freundinnen und wohnen zusammen. Ausgerechnet nach einem Streit ohne Versöhnung kommt Scarlett ums Leben und Evie ist auf sich allein gestellt.

Worum geht es wirklich?
Überwindung, Mut und Lebensfragen.

Lesenswert?
Nein, ich bin von sehr vielen Aspekten enttäuscht. Positiv kann man das Cover nennen und auch den Schreibstil, den ich als angenehm empfunden habe.
Im Wechsel wird aus Evies Sicht erzählt, was nach Scarletts Tod passiert, wie es ihr geht, wie sie die Trauer verarbeitet und wie es ohne ihre Stütze Scarlett klappt, mit ihrer Erkrankung MS umzugehen. Die andere Perspektive wird von der toten Scarlett erzählt - und zwar nicht in der Vergangenheit, sondern von einer quasi geisterhaften Scarlett, die Evie begleitet und ab und zu Rückblicke liefert.
Immer wieder wird Evie von dem Geist bewertet und kommentiert. Die beiden Figuren wirken dabei nicht gleichwertig. Evie wird (wegen ihrer Krankheit?) wie ein unwissendes junges Mädchen behandelt. Ihre geisterhafte Freundin wirkt dabei erwachsen, streng und auch sehr egoistisch. Eine liebenswerte Seite konnte ich nicht entdecken. Ich konnte mit der paranormalen Perspektive nichts anfangen und finde das einfach schräg.
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die Darstellung der Krankheit, die ich als nicht korrekt wahrgenommen habe. Ob die Autorin hierbei aus eigener Erfahrung berichtet, weiß ich nicht. Evie wird eher wie das Klischee einer depressiven Erkrankten behandelt und dargestellt: Bei einem Schub verkriecht sie sich und Überredung und gut Zureden machen dann doch alles möglich. Ständig werden Evies Grenzen missachtet - die zu setzen für eine chronisch kranke Person wirklich wichtig sind. Allerdings wird sie dauernd ins kalte Wasser geworfen und soll über sich hinauswachsen, was dann trotz körperlicher Schwächen funktioniert. So als wäre alles nur psychisch. Und das ist einfach nicht korrekt. Des Weiteren ist das Ende in Kombination mit vorherigen Aussagen zu ihrer Erkrankung einfach ein großer Witz und so unrealistisch, dass ich nur noch den Kopf schütteln konnte.
Evies Handlungsstrang fand ich ganz interessant und die langsame Entwicklung hat mir prinzipiell gefallen. Auch die Familien am Rande der Handlung waren gut dargestellt.
Die Kombination aus merkwürdigem Geist und enttäuschender Darstellung einer erkrankten Person hat für ein schlechtes Leseerlebnis gesorgt und ich würde dieses Buch nicht empfehlen.