Beispielhaftes Schicksal über Machtmissbrauch in Hollywood - eindringlich und authentisch, aber wenig spannend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
schnaeppchenjaegerin Avatar

Von

Grace Turner wurde als 13-Jährige entdeckt und für einen Film gecastet. Mehrere Jahre war sie der Star der Filmbranche Hollywoods, bis sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ohne eine Erklärung zurückzog.
Ein Jahr später ist sie zurück in Los Angeles, wo sich die Presse gierig auf die junge Frau stürzt, die verwirrt erscheint und ungepflegt auf die Straße tritt.
Die Öffentlichkeit weiß nicht, dass Grace einen Suizidversuch hinter sich hat und was die Gründe dafür sind. Traumatisiert kämpft Grace sich allmählich ins Leben zurück und beschließt Rache an ihrem Peiniger, Hollywood-Produzent Able zu nehmen, der sie groß hat werden lassen, aber gleichzeitig erniedrigt hat. Ausgerechnet seine Ehefrau hilft ihr dabei, wieder auf die Beine zu kommen und schlägt sie für die Laudatio für das Lebenswerk Ables vor.

Der Roman beginnt mit einer psychisch gebrochenen Frau, die wieder bei ihren Eltern eingezogen ist, sich über die Jahre jedoch von ihnen entfremdet hat und weder Halt noch Verständnis dort findet. Grace ist innerlich leer und spürt die Folgen ihrer jungen Karriere. Geblieben sind Geld und Ruhm, aber keine Freunde und eine zerrüttete Ehe.

Im Rückblenden erfährt man das Offensichtliche, was Grace kaputt gemacht hat und was ihr Mentor ihr angetan hat. Grace war viel zu jung und unerfahren, konnte am Filmset nicht für sich einstehen und sich schon gar nicht gegen einen manipulativen, übergriffigen Filmemacher zur Wehr setzen, von dem sie abhängig war. Sie flüchtete sich in den Konsum von Alkohol, Opiaten und Drogen, um sich zu betäuben.

Die Darstellung aus Graces Sicht ist eindringlich und authentisch. Durch die öffentliche Berichterstattung über Machtmissbrauch in Hollywood und #metoo-Debatten ist auch ohne dass zu sehr ins Detail gegangen wird nachvollziehbar, was Grace erlebt haben muss. Der Roman erscheint deshalb als ein beispielhaftes Schicksal, das sich tatsächlich so zugetragen haben könnte.
Gerade deshalb fehlt es aber auch an Spannung und vor allem in der ersten Hälfte ist das Buch langatmig, bis Grace auf ihre Art die Nähe zu ihrem Peiniger sucht und sich abzeichnet, dass sie ihr Schweigen brechen wird. Am Ende fällt ihr Befreiungsschlag allerdings besonnener und weniger leidenschaftlich aus, als erhofft.