Düsteres Märchen mit Tiefgang
"Das Dreizehnte Kind" von Erin A. Craig ist ein düsteres Fantasy-Märchen, welches die Geschichte von Hazel erzählt – und von Merrick, dem Gott des Todes. Besonders faszinierend ist, wie der eigentlich offensichtlich Böse sich als vielschichtiges, mitfühlendes Wesen entpuppt. Wer annimmt, dass der Gott des Todes naturgemäß grausam sein muss, wird hier eines Besseren belehrt. Merrick ist kein einfacher Antagonist, sondern eine Figur mit Tiefe und Komplexität, die zwischen Strenge und Zärtlichkeit schwankt. Hazel begleitet man von ihrer Geburt an, lernt sie als Kind kennen und verfolgt ihre Entwicklung zur Frau. Als kleines Mädchen mochte ich Hazel nicht besonders, aber ich mochte ihre Entwicklung und die Frau, zu der sie geworden ist. Ihre Gabe, Krankheiten zu heilen, ist zugleich Segen und Fluch, denn sie sieht auch, wann das Schicksal eines Menschen besiegelt ist. Das Buch liest sich flüssig und leicht, auch wenn manche Passagen etwas ausführlich geraten sind. Dennoch kommt man schnell voran, und die düstere Atmosphäre zieht einen in ihren Bann. Das Cover passt perfekt zur Geschichte – dunkel und geheimnisvoll. Ein besonderes Highlight ist der veredelte Einband unter dem Schutzumschlag, der mit Ornamenten und Gold verziert ist und dem Buch so zu etwas ganz Besonderen macht. "Das Dreizehnte Kind" ist ein Roman, der sich ideal für die grauen, nebligen Novembertage eignet. Wer düstere Märchenadaptionen mit emotionaler Tiefe und komplexen Figuren liebt, der braucht dieses Buch unbedingt. Absolute Leseempfehlung mit nur kleinen Einschränkungen.