Kriege, Intrigen, Mord und Liebe

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luna_cressy Avatar

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Der Historikroman "Das dunkle Herz der Welt" befasst sich mit dem Europa des 15. Jahrhunderts.
Die Geschichte von Vladislav Draco beginnt 1431 nach einem Prolog aus dem Jahre 1395, in dem Roxolan geboren wurde. Bis in das Jahr 1447 verfolgt man seine Geschichte, wie er immer weiter aufsteigt und schließlich zum Fürsten der Walachei wird. Er will Frieden in sein Land bringen, wie sein Vater es wollte, doch Kreuzzüge, andere Kriege und Intrigen gegen ihn machen das unmöglich.
Insgesamt zeigt dieser Roman, wie grausam Europa in der damaligen Zeit gewesen ist. Ein Kreuzzug nach dem anderen scheitert, unschuldige Menschen werden ermordet, solche mit Informationen über den Feind zu Tode mit den furchtbarsten Methoden gefoltert und Intrigen gestrickt, die schließlich auch die Hauptfigur zu Fall brachten. Es veranschaulicht die Macht- und Habgier von Menschen, die entweder so erzogen wurden oder in ihrem Leben falsche Entscheidungen trafen, sich grundlegend falsch verhielten und somit immer weiter in ihren Hass hineingetrieben wurden (wie Ritter Hunyadi). Dabei lernt man die Personen der damaligen Zeit kennen und auch ihre Persönlichkeiten und Absichten. Die Autorin hat das 15. Jahrhundert lebendig und bildlich dargestellt und wird in den Köpfen ihrer Leser einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Ihr Schreibstil ist sehr angenehm, abwechslungsreich und flüssig. Sie erzeugt durch viele Veranschaulichungen Bilder in den Köpfen der Leser, die einem die Grausamkeit dieses Jahrhunderts deutlich vorführen.
Die Spannung wird anfangs noch aufgebaut, hält sich jedoch über den Großteil des Buches konstant. Dies ist allerdings kein negativer Punkt, denn aus diesem Grund kann man die Finger von dem Buch nicht lassen, man muss es lesen, man will wissen, was passiert, was mit den Personen passiert, mit denen man Sympathie empfindet. Dabei gibt es nicht einmal zum Ende hin einen Spannungsabfall, sie bleibt genauso hoch wie zuvor und wird mich dazu bringen, die Fortsetzung zu diesem Roman zu kaufen.
Die Personen sind, genauso wie die Autorin es erreichen wollte, aus Fleisch und Blut. Sie erscheinen so lebendig und real als hätten sie vor gar nicht all zu langer Zeit gelebt. Zusammen mit allen Figuren, die es in der Vergangenheit tatsächlich gab, und mit den fiktiven Menschen erlebt man jede Art der Gefühlsregung, empfindet Mitleid und Hass. So möchte man den Wunsch Vladislavs, Frieden in sein Land und in Europa zu bringen, tatkräftig unterstützen und gleichzeitig jeden, der in irgendeiner Weise aus irgendeinem Grund einen erneuten Krieg verkündet, die Zügel aus den Händen nehmen. Man hat Mitleid mit den vielen Menschen, die starben, mit den guten Machthabern, die ein schweres Leben voller Krieg, Leid und Tod hatten und selbst am Ende im Kampf ermordet wurden. Man wünscht Vladislav und seiner Familie ein nettes, ruhiges und angenehmes Leben als Herrscher, die ihr Volk unterstützen, die es nicht alleine lassen, Herrscher, die auch Zeit miteinander verbringen, mit ihren Kindern und sich an ihnen erfreuen. Stattdessen mussten sich zwei Generationen dieser Familie für den Krieg opfern, sind gestorben, ohne einen einzigen Tag Ruhe zu erleben. Es macht einen ehrlich traurig, zu wissen, dass es diese Menschen einmal gab, dass ihr Leid vor langer Zeit echt war. Dass der tapfere, mutige, erwachsene Mircea unter Folter gestorben ist, in so einem jungen Alter, dass er keinen Tag ohne Krieg erleben durfte.
Auch, wenn die Thematik natürlich nicht mehr aktuell ist, zeigt sie einem doch, wie unsere Welt einmal aussah und wie sie nie wieder aussehen darf. Es darf nie wieder solche barbarischen Kriege geben, nie wieder Folter und grausame Hinrichtungen, nie wieder Leben, in denen Menschen nicht einen Tag des Friedens erleben.