Fesselnd, beeindruckend, tolle Unterhaltung

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helena Avatar

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In einem Rutsch musste ich diesen (Kriminal-) Roman lesen, er war extrem fesselnd. Und doch lohnt es sich sehr, an verschiedenen Stellen länger zu verweilen, um über eingestreute Gedanken nachzusinnen. Und es lohnt sich auch, den Roman nochmal langsam zu lesen..:)

Titel, Cover und Inhalt passen perfekt zueinander. Worum geht es: Der Psychiater James Cobb soll einem totkranken Millionär helfen, eine Erinnerung zu rekonstruieren. Dieser möchte wissen, ob er in Jugendzeiten eine Frau getötet habe oder nicht. Diese Frage kann jedoch nicht abschließend geklärt werden und Dr. Cobb begibt sich selbst auf Spurensuche. Dafür engagiert er einen Detektiv und nimmt Kontakt zu den verschiedenen Personen aus der Vergangenheit des Millionärs auf. Er ist absolut fasziniert von dieser Begebenheit und möchte ergründen, was vor ca. 40 Jahren wirklich geschah.

Die Figuren erfährt man eher aus der Distanz, richtig nah kommt man dabei niemandem. Und doch ist man emotional beteiligt. Sie alle zeigen Widersprüchlichkeiten, Ecken und haben Brüche im Leben. Sie tragen Schuld und quälen sich mit inneren Dämonen. Die Figuren werden in ihren Entwicklungen gezeichnet, was ich sehr interessant finde. Nur an manchen Stellen fiel es mir trotzdem schwer, das Verhalten wirklich nachzuvollziehen und auch glauben zu können.

Die damaligen Geschehnisse werden durch die unterschiedlichsten Perspektiven geschildert und es ist wahrlich erstaunlich, wie voneinander abweichend Wahrnehmungen sein können. Und - auch Erinnerungen trügen, denn: "...unser Gedächtnis ist keine Kamera, die Bilder und Geräusche aufzeichnet; es besitzt eine unglaubliche Fähgkeit, das Erinnerte zu schönen und nicht selten auch zu fälschen." (S.93)
Man erfährt viel Psychologisches und Philosophische über das Bewusstsein, über Wahrheit, über Erinnerung, über Lügen. Das ist hochinteressant und eindrucksvoll.

Auch der Kriminalfall an sich bleibt spannend. Hier war ich oft auf der falschen Fährte. Zwischendurch fragte ich mich sogar, was das alles eigentlich soll, was der Psychiater da eigentlich mache und vor allem warum...
Letztendlich gab es eine Auflösung, die mich halbwegs zufrieden stellte. Das Ende jedoch überraschte mich extrem positiv. Hier offenbahrt sich eine große Lebensweisheit/ Lebensaufgabe, für die man wahrlich Mut benötigt. Sehr beeindruckend.

Man merkt, dass der Autor an dem Roman lange komponiert und gefeilt hat – er wirkt wirklich rund und fokussiert.
Eine kurzweilige, rasante, kluge Unterhaltung, die Fragen aufwirft und nachhallt.