Geschönte oder individuelle Wahrheit?

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evelynm Avatar

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Nach einem seiner Vorträge wird der bekannte und hoch geschätzte Psychiater Dr. James Cobb von einem fremden, älteren Herrn angesprochen. Er wehrt ihn höflich, aber bestimmt ab, woraufhin Joshua Fleischer ihm eine Mail schreibt. Er bittet den renommierten Psychiater, für ein paar Tage zu ihm nach Maine zu kommen. Joshua Fleischer ist unheilbar erkrankt und will vor seinem Tod ein Rätsel aus seiner Studienzeit klären. Mit Hilfe von Dr. Cobbs Hypnose erhofft er sich Aufschluss darüber, ob er seinerzeit in den Mord an einer jungen Französin verwickelt war. Er kann seinen Erinnerungen nicht trauen, denn diese sind nur spärlich und er ist nach dem Vorfall in einem Pariser Hotel Hals über Kopf zurück in die Heimat geflogen. Neugierig geworden durch die Vita des reichen und großzügigen Mannes lässt sich Dr. Cobb auf die Sitzungen mit James Fleischer ein, ohne zu ahnen, dass ihn die Geister seiner eigenen Vergangenheit schon bald einholen werden.
Fasziniert von der Leseprobe und dem klaren, fast nüchternen und realitätsbezogenen Schreibstil habe ich mich auf „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Recht schnell wurde mir klar, dass sich dieses Buch nicht aus der Hand legen lässt. Die Geschichte liest sich spannend, verwirrend und sehr mysteriös. Ganz unterschiedliche Handlungsstränge hat der Autor sehr geschickt ineinander verschachtelt und verknotet. Das Lesen erfordert eine besondere Aufmerksamkeit, denn es tauchen viele Charaktere auf, die genauso bunt und unterschiedlich sind, wie deren Erinnerungen. Wie zuverlässig ist jedoch die Wahrheit eines jeden Einzelnen? Kann man seinen Erinnerungen trauen? Oder beschönigt jede/r für sich einschneidende Ereignisse aus der Vergangenheit? Das sind die zentralen Fragen in diesem Roman, der sich mit den Themen Erinnerung, Facetten der Wahrheit und der Realität befasst.
Eugene Chirovici hat mich mit seiner Geschichte in den Bann gezogen und absolut begeistert. Voller Spannung bin ich Dr. Cobb auf seiner Suche nach „der Wahrheit“ gefolgt und war überrascht, wie sich am Ende die Zusammenhänge erschlossen. Ich war immer wieder hin- und hergerissen von meiner eigenen Vorstellung, wie die Geschehnisse in Paris zusammenhängen und wer nun den Tod der jungen Französin verursacht hat. Ich kann für diesen Roman eine klare Leseempfehlung aussprechen.