Langweilig, unglaubwürdig, sinnlos

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
r.e.r. Avatar

Von

An einem heißen Junitag im Jahr 1976 flieht Joshua Fleischer aus Paris. Mit einem münzgroßen Blutfleck auf dem Jacket. Die Gedanken des jungen Mannes drehen sich um die Studentin Simone, die er nie mehr sehen wird. Und um deren Eltern, die hoffentlich noch nicht die Polizei eingeschaltet haben. Nicht bevor er sein Flugzeug besteigen kann, dass ihn zurück in die Vereinigten Staaten bringt.

Viele Jahre später wird ein todkranker Joshua Fleischer den New Yorker Psychiater James Cobb bitte, die Ereignisse jener Pariser Zeit mittels Hypnose wieder heraufzubeschwören um die Frage zu klären, ob er in jener Nacht die große Liebe seines Lebens getötet hat oder nicht.

Ein spannender Plot, der leider nicht spannend umgesetzt wird. Die Figuren bleiben oberflächlich und sind vor allem nicht authentisch. Beispiel: Der Multimillionär Fleischer passt den Psychiater nach einem Vortrag auf der Straße ab, um sich ihm vorzustellen. Der Psychiater Cobb wimmelt ihn ab. Liest dann aber Tage später doch eine seitenlange Email des aufdringlichen Mannes. Meiner Meinung nach, wird sich kein todkranker Multimillionär in den Regen stellen um sich einem Wildfremden anzubiedern. Und sei es ein noch so guter Psychiater. Dafür hat ein solcher Mann Personal. Außerdem würde ein solcher Mann keine Emails schreiben, sondern Briefe auf Büttenpapier und mit Tinte.

Die Handlung kommt auch nie richtig in Schwung. Sie bleibt leblos und langweilig. Beispiel: Cobb, der Psychiater ist im Haus Fleischers angekommen um ihn zu behandeln. Erster Abend nach dem Abendessen, Zitat: „Das Essen war in der Tat fantastisch und der Wein von erster Güte“. Meine Güte, kann ich da nur sagen. Wenn man einer solchen Szene „ein bisschen Fleisch an die Knochen“ geben will, dann beschreibt man das Essen, das Geschirr oder irgendeine Besonderheit. Vor allem aber geht man auf den Wein ein. „Von erster Güte“ ist meiner Meinung ziemlich platt.

Oder einige Seiten später. Todkranker und Therapeut begeben sich auf einen Spaziergang. Der Todkranke in „dicke Kleidung gehüllt“. Auch hier hätte ich es besser gefunden, wenn ein bisschen mehr Leben im Satz gewesen wäre. Was für dicke Kleidung? Welche Art von Kleidung, welcher Stoff, welche Farbe? Es braucht so wenig um der Phantasie auf die Sprünge zu helfen. Aber hier muss der Leser die ganze Arbeit selber machen.

An einer Stelle im Roman heißt es: „Der Schlüssel zum Verstehen ist häufig hinter scheinbar belanglosen Bemerkungen verborgen, etwa der Beschreibung einer Einkaufsfahrt oder eines Lieblingspullovers“. Den Satz habe ich mir angemerkt mit der Notiz, dass sich der Autor daran beim Schreiben mal besser gehalten hätte.

Langer Rede kurzer Sinn. Ich fand das Buch langweilig, die Handlung und die Figuren unglaubwürdig, das Ende sinnlos. Es gab ein paar Stellen die, ob Ihrer schönen Sprache, „funkelten“. Einige interessante Wortschöpfungen wie „Zeitpartikel“. Und auch das eine oder andere perfekt inszenierte Fremdwort. Alles in allem war es für mich aber doch ein enttäuschender Roman.