Zu viel Ähnlichkeit mit dem Vorgänger

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rebekka Avatar

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Eugene Chirovici muss von der Unzuverlässigkeit des menschlichen Gedächtnisses fasziniert, ja geradezu besessen sein. Weshalb sonst ginge es in seinen beiden auf Englisch veröffentlichten Romanen um falsche oder lückenhafte Erinnerungen? In diesem Buch versucht ein Psychotherapeut, einem schwerkranken alten Mann mit Hypnose Einblicke in eine Vergangenheit zu verschaffen, die der längst vergessen oder verdrängt hatte. Die Aktion scheitert, aber die Frage, was damals geschah, lässt dem Therapeuten auch nach dem Tod seines Patienten keine Ruhe. Er forscht weiter und stellt fest, dass die Wahrheit noch verblüffender ist als er sich selbst vorstellen konnte.

Chirovici schreibt flüssig und überzeugend. Dabei geling es ihm, trotz einiger Längen, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Seine anfänglichen Anmerkungen zur Hypnose sind auch für Laien gut verständlich, ebenso wie die psychologisch fundierten Hinweise auf die Fähigkeit des menschlichen Geistes, Erinnerungen im Nachhinein zu verfälschen. Zwar sagt er selbst, dass es ihm beim Schreiben eines Krimis mehr auf die Motive der handelnden Personen als auf die Frage „Wer war’s?“ ankommt. Aber er überrascht seine Leser dann doch mit einer überraschenden Lösung des Mordfalls und einem unvorhersehbaren Täter. Insofern hätte das Buch eigentlich fünf Sterne verdient.

Dass ich mich nicht zu dieser Bewertung durchringen kann, liegt daran, dass „Das Echo der Wahrheit“ dem Vorgängerroman „Das Buch der Spiegel“ auf beinahe unverschämte Weise ähnelt. Hier wie dort erinnert sich ein Protagonist nach Jahrzehnten, dass er irgendwie in einen unaufgeklärten Mord verwickelt war. In beiden Fällen kann er seinem Gedächtnis nicht trauen und fürchtet, mehr als nur eine Randfigur des Geschehens gewesen zu sein. Und als sei das nicht genug, macht sich in jedem dieser Romane ein Dritter auf die Suche nach der Wahrheit und der Mensch, der die Recherche in Gang gesetzt hat, stirbt ehe der Fall gelöst ist. Das ist mir ein bißchen zu viel Übereinstimmung, deshalb gibt es nur vier Sterne.