Acht Jahre im Leben des kleinen Djoko

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gaby2707 Avatar

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Im Frühling 1939 lerne ich den kleinen Djoko Stipanovic, seine Mame Marusha und Tate Stipan kennen. Zusammen mit Dalmatinerhündin Cuja, drei Schafen, einem Schwein, einer Kuh und einigen Hühnern leben sie in einer abgeschiedenen Lehmhütte an einem kleinen Bach in der Nähe des Dorfes Sokolice im ehemaligen Jugoslawien. Das Leben des kleinen Djoko ist frei und ohne jegliche Zwänge. Seine junge Mame scheint mit ihm überfordert. Es herrscht ein rüder, liebloser Umgangston und es hagelt immer wieder Schläge. Bis zu dem Tag an dem die kleine Familie vor den faschistischen Ustascha unter Ante Pavelić fliehen muss. Der 2. Weltkrieg ist ausgebrochen und schon bald werden seine Eltern und Verwandten dahin gemetzelt und der gerade mal 5-fährige Djoko wird von Handgranaten schwerst verletzt. In einem Partisanen-Krankenhaus wird er aufgepäppelt bis auch hier die Ustascha angreifen und er zusammen mit Schwester Ljubica vor dem Terror flieht. Immer wieder auf sich allein gestellt, findet er Menschen, die ihm helfen und schließlich gelangt er bis nach Österreich. Hier bekommt er schließlich neue Eltern, Großeltern und einen Pass mit seinem neuem Namen: Franz Peters-Engl.

Ich liebe die Tatsachenromane von Autorin Hera Lind und auch mit diesem Buch hat sie mich ganz schnell eingefangen und an die Geschichte des kleinen Djoko gefesselt.
Es war für mich so schlimm und erschreckend zu lesen, was der kleine Mann alles erleben, erleiden, meistern und verarbeiten musste. Die schönen Momente, wo er immer wieder Menschen findet, die im beistehen und helfen, lassen das elende Grauen des Krieges hier und da etwas in den Hintergrund treten.
Hera Lind erzählt die Geschichte des kleinen Djoko so respektvoll mit ganz viel Feingefühl und Empathie. Ich werde mit dem Leid der Menschen während des 2. Weltkrieges konfrontiert und bekomme wie ganz nebenbei geschichtliches Hintergrundwissen serviert. Im Vordergrund immer die Geschichte des kleinen Djoko, von der ich nie geglaubt hätte, das sie einen solch großen Raum einnehmen könnte. Den braucht es aber um die vielfältigen Geschehnisse in diesen acht Jahren einordnen und verstehen zu können.
Sehr berührend und interessant finde ich das Nachwort sowohl von Hera Lind als auch von Franz „Djoko“ Peters-Engl.
Gut, dass vor jedem Kapitel angezeigt wird, wann und manchmal auch wo ich mich gerade mit Djoko befinde.

Wieder hat Hera Lind eine Lebensgeschichte so bewegend, einfühlsam und anrührend aufbereitet, die es immer wieder verhindert hat, dass ich das Buch aus der Hand legen konnte. Es hat meine Leseempfehlung absolut verdient.