Chronist wider Willen

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marialein Avatar

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Nachdem das Wetter in den letzten Jahren immer heißer und trockener geworden ist, herrscht weitgehend Konsens, dass der Klimawandel auch bei uns Europa bereits deutlich spürbar ist. Doch Polarforscher Arved Fuchs hat die drastischen Veränderungen, die unser Planet in Folge der Erderwärmung erfährt, dort erlebt, wo sie als Erstes spürbar waren: in den Polarregionen, in denen das Eis mit erschreckender Geschwindigkeit an Umfang und Stärke verliert. In Passagen, vor wenigen Jahrzehnten noch fast nur mit Eisbrecherunterstützung s passierbar waren, herrscht heute reger Verkehr.

Nach seinen beunruhigenden Beobachtungen setzt sich der Autor schließlich für ein Umdenken in Politik und Wirtschaft, aber auch in unser aller Konsumverhalten ein. Mit Workshops sensibilisieren er und sein Team interessierte Jugendliche für die Problematik und stellen Projekte vor, bei denen bereits Änderungen hin zu einem klimafreundlicheren Modell mit großem Erfolg umgesetzt wurden.

Diese Perspektive des „Chronisten wider Willen“ fand ich sehr neu und spannend. Gleichzeitig hätte ich mir irgendwie auch gewünscht, auch wenn das nicht direkt das Thema ist, etwas mehr darüber zu erfahren, wie so ein Segelturn unter solchen Bedingungen in der Praxis konkret abläuft – wovon man sich über diesen langen Zeitraum ernährt, wie man die Kälte aushält usw. Dafür geben aber die Bilder einen sehr guten Eindruck von der Natur, die der Autor auf seinen Reisen kennen lernte – von traurigen Zeugnissen der Umweltverschmutzung bis hin zu imposanten Eislandschaften. Umso näher und dringender erscheint einem das Thema Klimaschutz.

Auch in seinem Text bewegt Fuchs sich stets zwischen diesen beiden Extremen – die deprimierende aktuelle Lage auf der einen Seite, auf der anderen Seite erfolgreiche Projekte, die Mut machen, dass eine Wende möglich ist, wenn denn nur der Wille da ist. Kurz, genau das, was wir brauchen, um uns anzutreiben: Bewusstsein über die Dringlichkeit der Probleme, gleichzeitig aber Hinweise, wo genau wir ansetzen können und dass es woanders bereits erfolgreich umgesetzt wurde.

Insgesamt ein lesenswertes Buch, das ein hochaktuelles Thema noch einmal aus einer anderen Perspektive aufbereitet und aufzeigt, dass wir immer noch etwas erreichen können.