Eisiger Tod

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Das Buch von Laline Paull ist eine hochinteressante und vielschichtige Mischung aus Abenteuerroman, Umweltkrimi, Spionagethriller und Gerichtsdrama. Und der Autorin gelingt es tatsächlich, sich weder zu verzetteln, noch die Glaubwürdigkeit der Geschichte und ihrer Personen aus dem Blick zu verlieren. Hauptpersonen des Dramas sind Sean und Tom, zwei Arktisfanatiker und Abenteurer. Was sie trennt, ist die Herkunft und der Antrieb. Tom, ehemaliger Chef bei Greenpeace, will die Arktis retten. Sean will dies ebenso, aber er will auch reich und berühmt sein, seine Herkunft hinter sich lassen und allen beweisen, dass er es geschafft hat. Dies gelingt ihm auch. Mit Hilfe ihres Förderers Kingsmith organisieren sie ihre erstew Expedition ins Eis. Jahre später, mittlerweile hat das Leben die beiden Männer getrennt, will Sean eine Lodge bauen. Doch an das gefragte und umkämpfte Land zu kommen, scheint undenkbar. Doch mit Hilfe Toms gelingt das schier unmögliche. Ein Stück der Arktis gehört plötzlich Sean und seinen Investoren. Der Plan: gut betuchte und mächtige Menschen sollen dort in aller Ungestörtheit ihren Geschäften nachkommen und nebenbei überzeugt werden, die Arktis zu retten. Ein gewagtes Unterfangen, das aber scheinbar zu gelingen scheint. Bis eines Tages bei einem Ausflug der Besitzer der Lodge eine Eishöhle einstürzt. Sean wird wie durch ein Wunder gerettet, Tom bleibt in der Höhle zurück. Jahre später kalbt vor den Augen eines Ausflugsschiffes ein Eisberg uns spült eine Leiche an die Oberfläche: Tom. Es beginnt eine Untersuchung, die zeigen soll, wie es damals zum Tode des Umweltaktivisten kommen konnte. Doch die Untersuchung bringt noch viel mehr zum Tage. Aus Freunden werden Feinde, dunkle Geschäfte kommen ans Licht und Sean muss sich entscheiden, für was er steht.
Genauso spannend, wie das alles klingt, ist es auch. Dabei ist der Roman hochaktuell, behandelt die Arktis mit all ihren Facetten (sei es Umweltschutz, Gier nach Rohstoffen oder die plötzlich frei gewordene Handelsroute). Fein wird dargestellt, dass es kein schwarz und weiß gibt. Der Kampf um die Arktis, deren Nutzung als auch Rettung, ist ein Kampf voller Kompromisse. Aber auch ein schmutziger Kampf der Konzerne und Regierungen. Die Natur wird zum Spielball vieler Interessen.
Was mich aber neben der hervorragend gestrickten Geschichte am Meisten fasziniert hat, waren die Zitate aus Reiseberichten berühmter Arktisforscher. Das Leben der Inuit, die Härten der Arktis und die schier unmenschlichen Strapazen der Erforscher werden nach jedem Kapitel mit einem Auszug aus einem der Reisberichte geschildert. Das hat mich so mitgerissen, dass ich sofort einige der Quellen gekauft habe und mich in dieses Thema verliebt habe. Was mehr kann ein Roman leisten, als die Menschen wachzurütteln und auf den Untergang eines Naturwunders hinzuweisen. Ganz im Sinne der beiden Freunde aus dem Roman: man schützt nur, was man kennt und liebt.