Politischer Roman: Profitgier und Elite.

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wandablue Avatar

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Profitgier und Elite.
Sean Cawson ist einer, der sich nach oben geboxt hat. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, das ist sein Manko, denn dies bedeutet, dass er nicht die Beziehungen hat, die die oberen Zehntausend an ihren Eliteuniversitäten untereinander knüpfen, ein Pfund, mit dem kräftig gewuchert wird. Aber Sean hat wenigstens einen Mentor.

Was Sean außer seinem krankhaften Ehrgeiz, reich zu werden und bedeutend zu sein, sonst noch hat, ist seine Freundschaft zu Tom, einem Umweltaktivisten und seine Liebe zur Arktis. Dorthin setzt er mit Hilfe eines Konsortiums, dem auch der Mentor angehört und eine Menge anderer bedeutender Leute, Midgard Lodge: „Ein Luxusrefugium an einem einzigartigen, inspirierenden Standort, mit einem garantiert hohen Sicherheitsstandard, das war es, was heutzutage die Realpolitik des ökologischen Fortschritts ausmachte.“

Laline Paull hat ihren Roman in einer nicht allzuweit entfernten Zukunft angesiedelt, in der die Polkappen geschmolzen sind und es keinen Nordpol mehr gibt, wo die Seefahrt die „transpolare“ Route nimmt, nämlich über die Arktis und nicht mehr über den Suezkanal.

„Das Eis“ ist weder ein Thriller noch eine Dystopie, sondern im weitesten Sinne ein politischer Roman. In angenehmer Sprache. Paull beschreibt anhand eines einzigen Beispiels, wie es wirklich zugeht und wie das Wirtschaftsgefüge im Innersten funktioniert. Zugleich erinnert sie daran, dass Profitgier unsere Erde bald ruiniert haben wird.

Das Ende ist ein wenig dramatisch, es passt nicht ganz zur ruhigen Atmosphäre des restlichen Romans. Aber ist es wirklich unrealistisch?

Fazit: Ein politischer Roman, der die feinen Fäden des Klüngels der oberen Zehntausend ziemlich nüchtern auf den Tisch legt, was viel zu selten literarisch verabeitet wird.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Tropen bei Klett-Cotta, 2018