Ein amerikanischer Reißer

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Luft zum Atemholen lässt John Hart seinen Lesern von Anfang an nicht: schon von der ersten Seite an steigt Hart auf das erzählerische Gaspedal und wirft seinen Leser mitten hinein in das turbulente Leben des Auftragskillers Michael, der nach dem Tod seines Mentors raus aus der Mafia-Familie will. Doch seine alten Getreuen haben gegen diese Pläne natürlich etwas einzuwenden und hetzen Michael und seine Verlobte Elena einmal halb durch die USA, da Michael nach dem Tod seines kriminellen Ziehvaters etwas besitzt, das die New Yorker Mafia sehr gerne in ihrem Besitz wüsste.
Auf dem Anwesen eines Senators findet Michael zusammen mit Elena Unterschlupf ' und noch viel wichtiger seinen Bruder Julian, der in der Familie des Senators aufgenommen wurde.
Zusammen wuchsen die beiden Brüder im Kinderheim 'Iron House' auf, das sich anstatt einem liebevollen Zuhause als Hölle auf Erden entpuppte. Denn dort regiert das Gesetz des Stärkeren, womit sich Michael im Gegensatz zu Julian arrangierte, denn letzterer trug von diesem Aufenthalt für immer psychische Schäden davon.
Auf dem Anwesen des Senators prallen nun nicht nur die Leben von Julian und Michael aufeinander, sondern auch die 'Familie' aus New York hat sich an die Spuren von ihrem ehemaligen Auftragskiller gesetzt und will die Geschichte zu Ende bringen '

Wer Kino in Buchform sucht, der dürfte mit John Hart gut beraten sein. Ähnlich wie bei einem Hollywoodstreifen arbeitet Hart viel mit Rückblenden und erzählerischen Schnitten, die das Tempo und die Spannung erhöhen. Wer amerikanische Actionstreifen mit einer Prise Herz mag, der sollte in 'Das Eiserne Haus' seine Lektüre finden. Es wird geschossen. Es finden wilde Verfolgungsjagden statt. Folter- und Liebesszenen lassen sich im Buch ebenso finden ' die ganze Palette des Actionskinos wird hier bedient.
Mag der Autor auch das bildliche erzählen gut beherrschen (die Realitätsnähe sei hier einmal dahingestellt), so finde ich doch einen großen Kritikpunkt, und das ist das Unvermögen von John Hart, wenigstens halbwegs klischeefreie Dialoge zu ersinnen. Ständig ist bei ihm die Rede von Baby oder Mother\*\*\*\*er, wenn sich die Protagonisten untereinander unterhalten. Und auch die Dialogführung dürfte mancher Seifenopern-Regisseur besser hinbekommen. Ein Beispiel hierfür sei ein Dialog zwischen Michael und Elena auf der Seite 182.

'Was ist nur los mit dir?'
'Ich habe Gründe'
'Ich werde keinen Toten im See versenken!'
'Ich weiß, was ich tue.'
'Bitte sag das nicht.'
'Gleich geht die Sonne auf, Baby.'
'Ich kann nicht hier sein!'
'Baby bitte!'
'Nein ''

Wer sich an so viel aufgesetzten Klischees und schlechten Dialogen nicht stört, bekommt eine spannende und actiongeladene Geschichte präsentiert, die wenigstens nicht ganz so an der Oberfläche bleibt, wie das bei vielen Autorenkollegen aus Übersee der Fall ist. Abgesehen von den dialogbezogenen Mankos ist 'Das Eiserne Haus' ein schneller amerikanischer Reißer, bei dem Fans von Kino in Buchform auf ihre Kosten kommen dürften!

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)