Ein Feuerwerk an Fantasie und Absurditäten

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readaholic Avatar

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Charlie Berg lebt ein außergewöhnliches Leben. Die Mutter ist als vielbeschäftigte Regisseurin in der Weltgeschichte unterwegs und hat sich noch nie um Charlie und seine kleine Schwester gekümmert. Der Vater ist ein dauerbekiffter Althippie, der im Keller haust und Musik macht. Der Opa, „Nonno“, der ebenfalls im Haus wohnt, ist zwar Deutscher, hat aber als er eine Italienerin heiratete quasi eine italienische Identität angenommen und spricht selbst im Familienkreis mit italienischem Akzent. Charlie selbst hat eine Supernase: er kann Gerüche bis auf ihre kleinsten Bestandteile analysieren. So kann er zum Beispiel ohne weiteres riechen, was eine Person Stunden zuvor gegessen hat und auch nach langer Zeit noch feststellen, wer sich in einem Raum aufgehalten hat. Die siebenjährige Schwester Fritzi ist Autistin mit Inselbegabung. Sie liest ununterbrochen und vergisst kein Wort dessen, was sie einmal gelesen hat.
Wer in diesem Buch nach „normalen“ Personen sucht, wird nicht fündig werden, die Liste könnte endlos fortgeführt werden.
Eine der wichtigsten Personen in Charlies Leben, wenn nicht sogar die wichtigste, ist Mayra, die er im Alter von 12 Jahren kennenlernt. Mayra lebt eigentlich in Mexiko, ist jedoch mit ihrem Vater zu Besuch bei Charlies Familie. Charlie und Mayra sind Seelenverwandte. Als das Mädchen Deutschland nach einem Sommer voller Abenteuer wieder verlässt, tauschen sie und Charlie jahrelang Videokassetten aus, die sie füreinander aufnehmen. So wissen sie immer, was im Leben des anderen gerade vor sich geht. Erst als Mayra kurz davor ist, den Drogenhändler Ramon zu heiraten, merkt Charlie, wie wichtig sie für ihn ist und welche Katastrophe die bevorstehende Heirat für ihn wäre.

In Charlies Leben passieren die aberwitzigsten Dinge. So hat er ganz zu Beginn des Buches eine schicksalshafte Begegnung mit einem telepathisch begabten Hirsch, in deren Folge Charlies Opa sowie ein Wilderer zu Tode kommen und der Opa auf mysteriöse Weise verschwindet.
Die Sprache in diesem Buch ist schwer zu beschreiben. Die meiste Zeit war ich hin und weg davon, allein die vielen fantasievollen Namen für Kiffen würden Seiten füllen. Das Buch ist ein wahres Feuerwerk an Wortneuschöpfungen und absurden, äußerst komischen Begebenheiten. Allerdings sind auch ein paar Situationen beschrieben, die dermaßen ekelhaft sind, dass ich inständig hoffe, ihre Bilder wieder aus meinem Kopf löschen zu können. Für 90 Prozent des Buchs würde ich bedenkenlos 5 Sterne vergeben, denn es hat mich hervorragend unterhalten und fällt komplett aus dem Rahmen des Üblichen. Doch die besagten Szenen haben mir den Genuss teilweise doch sehr verdorben, da sie unnötig eklig waren.