Fabelhaftes Debüt!

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sarah_catherine Avatar

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Gleich vorab: Es ist lange her, dass mich ein Buch so begeistert hat!

Eigentlich will Charlie Berg, Anfang 20, an diesem Tag nur mal wieder seinen Großvater im Wald besuchen, mit ihm den familientypischen Hirschgulasch essen und dann gemeinsam „den Riesen“ jagen, ein besonders prächtiges Exemplar eines Hirschs. Die Begegnung mit dem Hirsch wird zum Auslöser einer wie man wohl sagen würde „Verkettung unglücklicher Umstände“. Schüsse, ein Toter, oder sind es mehrere? Kann es Zufall sein, dass am selben Tag auch noch gleich zwei Frauen wieder auftauchen, mit denen Charlie etwas Besonderes verbindet? Statt sich wie geplant aus seinem Heimatdorf zu verabschieden, um an der Nordsee endlich seinen ersten Roman zu schreiben, ist Charlie nun damit beschäftigt, das Chaos um seinen vermissten Opa, einen verletzten Wilderer, seine plötzlich aus Mexiko zurückgekehrte Kindheitsfreundin Mayra und nicht zuletzt sein eigenes angeschlagenes Herz zu ordnen.
Was wie ein Krimi beginnt, entpuppt sich auf den weiteren Seiten als Geschichte um die essentiellen Zutaten des Lebens – Familie, Liebe, Freundschaft, Loyalität… Es fällt schwer, diesen Roman in eine Schublade zu stecken. Stellenweise ist diese extrem charmante Erzählung fast schon plump sexuell, was aber durch ganz feinsinnige Sprache und Momente an anderer Stelle wieder wettgemacht wird. So ist dieses Buch ebenso amüsant wie rührend. Ob es der permanent bekiffte Vater, der sexbesessene Kumpel, die betörend gut riechende Sera, die Kriminalpolizistin oder auch Charlies autistische Schwester Fritzi sind – sämtliche Charaktere in diesem Buch sind ein bisschen schrullig, aber fast alle liebenswert. Mein besonderes Highlight sind die wenigen Sätze von Fritzi, denn sie spricht ausschließlich in literarischen Zitaten. Stuertz platziert sie spärlich, aber absolut genial.

Ich habe lange kein Buch mit mehr als 700 Seiten mehr gelesen, und vor allem nicht so schnell. Es liest sich wie von selbst. Ich konnte kaum abwarten, wie es weitergeht, und war zugleich schon von Anfang an traurig, dass das Buch irgendwann zu Ende sein würde. Ein wahnsinnig guter Debütroman – der mich schon jetzt neugierig macht auf weitere Bücher von Sebastian Stuertz.