Immer ein wenig "drüber"

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cabotcove Avatar

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Immer ein wenig „drüber“
Dieses Buch wurde zurecht mit dem Hamburger Förderpreis 2018 ausgezeichnet, denn es ist etwas ganz Besonderes. Ich lese sehr viel und habe eher selten Bücher dabei, die mich ~ abgesehen von meinen bevorzugten Genres ~ wirklich beeindrucken und quasi noch länger „nachhallen“. Dieses hier war jedoch exakt so eines.
„Charlie Berg hat ein schwaches Herz und die feine Nase eines Hundes. Das einzige, was ihn seine Eltern gelehrt haben: Zwei Künstler sollten nie Kinder bekommen! Es sind die frühen 90er, Charlie will ausziehen, nicht mehr der Depp der Familie sein, der alles zusammenhält, während Mutter am Theater die Welt verstört und Vater wochenlang bekifft im Aufnahmestudio sitzt. Die Zivistelle im Leuchtturm ist zum Greifen nah – da läuft alles aus dem Ruder: Auf der Jagd mit Opa trifft ein Schuss nicht nur den Hirsch, sondern auch Opa. Und Charlies heimliche große Liebe Mayra, seine Videobrieffreundin aus Mexiko? Hat nichts Besseres zu tun, als den Ganoven Ramón zu heiraten…“
Die Geschichte zieht einen rasch in ihren Bann, sie ist einfach toll erzählt. Mit 720 Seiten ist das Buch ein echter Wälzer, vor denen schrecke ich eigentlich immer zurück, weil sie zuviele Lesepausen „verlangen“, denn oft habe ich nur wenig Zeit zum Lesen und ich lese am liebsten am Stück. Doch hier hat sich das gelohnt und die Pausen wurden auch sehr kurz gehalten von mir.
Zugegebenermaßen kam ich anfangs ein wenig schwer in das Buch hinein; an den Schreibstil muss man sich erst gewöhnen... Dann packt es einen aber rasch.
Und die Protagonisten sind immer ein wenig schräg, immer ein wenig „drüber“, doch das fand ich gerade so liebenswert.
Ein emotionales Buch, mit Augenzwinkern, einfach gut und unterhaltsam, wenn auch mit kleinen Schwächen/Längen, daher auch der eine Stern Punktabzug.