Skurril, spannend und unterhaltsam

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buecherdanny Avatar

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Das Buch spielt in den 90er Jahren in Deutschland. Charlie Berg wohnt immer noch zu Hause, aber er hat das chaotische Leben seiner Familie satt und will ausziehen. Seine Mutter ist ständig unterwegs um an verschiedenen Theatern ihre Stücke aufzuführen, sein andauernd bekiffter Vater verbringt die meiste Zeit im Aufnahmestudio im Keller und Charlie muss sich um seine kleine, etwas außergewöhnliche Schwester Fritzi kümmern. Charlie freut sich auf seine Zivistelle im Leuchtturm wo er endlich in Ruhe seinen Roman schreiben kann. Doch es kommt alles anders als geplant. Charlie geht mit seinem Opa auf die Jagd und ein Schuss tötet nicht nur den Hirsch sondern auch Opa. Und dann steht da auch noch plötzlich seine Viedeobrieffreundin und große Liebe aus Mexiko vor der Tür die doch eigentlich den Drogendealer Ramon heiraten wollte. Das ist viel Aufregung für Charlies schwaches Herz.

„Das eiserne Herz des Charlie Berg“ ist ein außergewöhnliches Buch mit skurrilen Charakteren. Der Autor hat ungewöhnliche Figuren geschaffen die in ihrer Art sehr unterschiedlich sind. Sie sind sehr detailreich dargestellt und jeder Charakter spielt im Buch eine glaubhafte Rolle. Als Leser hat man ständig Angst um Charlies schwaches Herz. Er hat eine sehr feine Nase und den guten Geruchssinn eines Hundes. Charlie kann an den Menschen denen er begegnet erschnüffeln, was sie zuletzt gegessen haben, mit wem sie Sex hatten und erkennt das Parfum welches sie tragen. Er hat sich ein Labor eingerichtet, in denen er selbst Düfte kreiert. Meiner Meinung nach, kommt dieser Geruchssinn im Buch zu oft zum Einsatz was mir teilweise etwas zu viel war.

Auch Charlies sympathische, autistische kleine Schwester hat eine besondere Begabung. Sie kann die Bücher die sie in Unmengen liest in ihr Gedächtnis „kopieren“. Die Idee des Autors sie nur in Zitaten aus den Büchern die sie gelesen hat sprechen zu lassen ist wirklich originell!

Die anderen eigenartigen Personen der Familie und Charlies Freunde sind mir schnell ans Herz gewachsen. Ein ganz besonderer und für die Geschichte wichtiger Charakter ist natürlich Mayra, Charlies Viedeobrieffreundin aus Mexiko. In Rückblicken erfährt der Leser den Anfang ihrer Freundschaft und kann ihre Geschichte bis in die Gegenwart verfolgen.

Gut gefallen hat mir auch die witzige Sache mit dem Hirschgulasch der immer gekocht wurde wenn in der Familie eine Reise bevorstand oder beendet wurde. Die „Gulaschgeschichten“ haben mich oft zum Schmunzeln gebracht.

Die Story ist verrückt und spannend mit viel Fantasie und Liebe zum Detail geschrieben, ein Mix aus Krimi und Familiengeschichte . Es gibt immer wieder unerwartete Wendungen und neue Probleme die Charlie meistern muss. Obwohl es ein sehr dicker Roman ist, ließ er sich zügig lesen und hat mich nie gelangweilt obwohl er stellenweise etwas langatmig war. Das Ende des Buches war schlüssig und konnte mich überzeugen.

Im Ganzen war das ausgefallene Buch von Sebastian Stuertz für mich ein kurzweiliges Lesevergnügen mit ein paar Abstrichen.