Bis der Tod uns scheidet

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„Mit dem »Ende der Ehe« fordere ich das Ende einer obsoleten Institution, die die Ungleichheit und Unterdrückung der Frauen in unserer Gesellschaft produziert und aufrechterhält.“ (4%)

Frau und Mann verlieben sich und wollen ein gemeinsames Leben aufbauen. Die nächsten Schritte: Kinder bekommen, Haus bauen und selbstverständlich heiraten. Die Kleinfamilie ist das typische Lebensmodel in unserer Gesellschaft, inklusive aller Stereotype, die es enthält. Es handelt sich um ein heterosexuelles Zweiergespann, ein Kinderwunsch ist da, der Sex folgt dem von Hollywood und anderen Geschichten geprägten Bild, die finanzielle Versorgung und die Heimarbeit werden „klassisch“ geteilt und so weiter und so fort…
Doch warum ist ausgerechnet dieses so intime Lebensthema scheinbar so normiert? Und warum wird es durch die Möglichkeit der Eheschließung staatlich gefördert? Warum greift überhaupt der Staat in eine so private Entscheidung ein?

Emilia Roig analysiert und zerlegt die Institution Ehe. Sie zeigt auf, dass darin ein wichtiges und diskriminierendes Machtmittel des Patriarchats steckt. Ein Instrument, das seit Jahren das ungleiche Verhältnis zwischen den Geschlechtern Frau und Mann fördert und aufrechterhält - und alle anderen Geschlechter, Identitäten und Beziehungen erst gar nicht mitdenkt.

Dieses Buch hallt sehr nach. Roigs Argumente sind sehr zugespitzt formuliert; vieles, das uns so „normal und selbstverständlich“ scheint, analysiert sie messerscharf als diskriminierendes, unterdrückendes Mittel des Patriarchats. Und das tut weh. Denn man fühlt sich dann entlarvt und vorgeführt. Wie naiv bin ich eigentlich, dass ich da mitspiele und mir das alles noch als Romantik verkläre?

Trotzdem sind es keine persönlichen Angriffe auf die individuellen Entscheidungen der Menschen. Sie analysiert das große Ganze, die gesellschaftlichen Zusammenhänge.

Die klaren Worte, die die Autorin findet, sind also nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr wichtig. Denn wenn wir unsere Gesellschaft gerechter machen wollen, müssen wir uns ihre Missstände vor Augen halten. Nur dann können wir sie erkennen und ändern.