Eine kritische Betrachtung des Ehe-Konstrukts

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wonderland09 Avatar

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Gestaltung:
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Das Titelbild mit dem pinken Schriftzug empfinde ich als provokant, vor allem da Pink eher eine frauentypische Farbe ist. Als Hardcover mit Lesebändchen ist das Buch sehr wertig gestaltet.

Mein Eindruck:
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"Das Ende der Ehe bedeutet: Der Ungerechtigkeit schaffende institutionelle, gesetzliche und kulturelle Rahmen für bevorzugt heterosexuelle Paarbeziehungen wird abgeschafft. Dafür müssen wir die gesamte Gesellschaft radikal trans- und nicht reformieren, denn die Ehe strukturiert die komplette wirtschaftliche und politische Organisation des Lebens." (S. 345)

Ist die Ehe noch ein zeitgemäßes Konstrukt, vor allem, da in unserer westlichen Gesellschaft zwar überall von Gleichberechtigung geredet wird, sie aber längst noch nicht praktisch überall angekommen ist? Dieser Frage geht Emilia Roig in ihrem neuen Buch nach.

Ich kannte die Autorin noch nicht, aber der provokante Titel hat mich neugierig gemacht. Sie ist mit einem konservativen Ehe-Bild aufgewachsen und wundert sich, dass sie nach der Hochzeit plötzlich nicht so glücklich ist, wie sie sein sollte. Dies nimmt sie als Anlass, sich über die Institution der Ehe und ihren Sinn Gedanken zu machen.
Dabei macht die Autorin einen breiten Rundumschlag angefangen von der Historie der Ehe, ihrer rechtlichen Bedeutung, aber auch Geschlechterrollen, Geschlechterunterschiede im wirtschaftlichen Leben sowie sexuelle Zuordnungen und Beziehungen werden thematisiert. Sie beruft sich dabei sowohl auf eigene Erfahrungen, zieht aber auch viele wissenschaftliche Quellen heran. Dennoch bleibt der Stil gut lesbar und für jedermann verständlich.
Ihre Argumentationen waren für mich nachvollziehbar, trafen jedoch nicht immer auf meine Zustimmung. Vielleicht liegt es daran, dass typische Rollenklischees und das Ehe-Thema in meiner Familie schon immer kritisch betrachtet wurden. So hatte ich das Gefühl, dass das Buch für mich nicht viel Neues geboten hat. In einigen Punkten gebe ich Frau Roig Recht: Das rechtliche Konstrukt der Ehe und die wirtschaftliche Bedeutung sowie die romantisch verklärte Vorstellung davon sind kritisch zu hinterfragen. Für meinen Geschmack wurde aber zu einseitig und auch in zu großer Dimension auf Themen der sexuellen Zuordnung und queere Themen eingegangen. Das sind auch wichtige Themen, die aber nicht in dieser Ausführlichkeit hätten behandelt werden müssen.

Fazit:
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Kritische Argumente über die Ehe, die nachdenklich machen. In Teilen aber zu einseitig und wiederholend argumentiert.