„The personal is political“

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»Die Menschheit steht vor einer großen Aufgabe: Wir sollten unsere Vorstellungen von der Liebe und unseren Umgang damit neu fassen, um Liebe als expansiv, großzügig und heilsam zu erleben. Wenn wir uns der patriarchalen Hierarchie entziehen und ihr nicht mehr die Macht geben, unseren Selbstwert zu bestimmen, haben wir schon viel erreicht. Dann sind wir bereit für eine Revolution der Liebe« (S. 307).

Emilia Roig stellt in »DAS ENDE DER EHE. Für eine Revolution der Liebe« die Ehe auf den Prüfstand. Dabei stellt sie unter anderem fest, dass die Ehe als wichtige Säule der patriarchalen Ordnung fungiert und trotzdem als normaler gesellschaftlicher Zustand angesehen wird.


Zu Beginn des Buches und im weiteren Verlauf habe ich mich durch die Themenvielfalt (beispielsweise Feminismus, Geschlechterverhältnisse, Rollenmuster, Klassismus und Sexualität) und den Schreibstil von Emilia Roig empowert gefühlt. Ihre Gedanken zur Ehe sind nachvollziehbar und die Argumente, wieso wir uns gegen die Ehe mit ihrem institutionellen Charakter aussprechen sollten, schlüssig.

An einem gewissen Punkt konnte ich das Buch allerdings nur noch mit gemischten Gefühlen lesen. Sätze wie »Frauen sollten aufhören … « oder »Viele Frauen …« (Vgl. S. 305/306) hatten für mich während des Lesens einen bitteren Beigeschmack, da hier aufgestellte Thesen mit Verallgemeinerungen anstatt mit Belegen untermauert werden.

»Das Ende der Unterdrückung ist kein Nullsummenspiel, sondern eine Win-win-Situation. Wenn sich die Situation der Frauen verbessert, muss das keine automatische Verschlechterung für Männer bedeuten. Der Feminismus will keine umgekehrte Dominanz, sondern die Dominanz komplett abschaffen« (S. 339).


Auf eine Zielgruppe möchte ich mich bei diesem Buch tatsächlich nicht festlegen, da dieses Buch die Ehe nicht nur innerhalb einer intimen Paarbeziehung in den Blick nimmt, sondern das Motto „𝘵𝘩𝘦 𝘱𝘦𝘳𝘴𝘰𝘯𝘢𝘭 𝘪𝘴 𝘱𝘰𝘭𝘪𝘵𝘪𝘤𝘢𝘭“ in den Fokus nimmt und somit uns alle etwas angeht.

»Glücklich verheiratet zu sein, sollte aber kein Grund sein, de Kritik an der Ehe zu unterlassen oder zu diskreditieren, denn meine Kritik geht weit über die individuelle Ebene hinaus« (S. 21).