ich hab mich so drauf gefreut, ist aber nicht so wie erhofft

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germy1983 Avatar

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854: Freya lebt mit ihrer Schwester Asta und ihrer Mutter Gisla als Sklavin bei den Dänen. Gisla war 17 Jahre zuvor entführt worden. Björn der Anführer hatte sie zu seiner Bettsklavin gemacht; Freya und Asta sind dessen Töchter, was ihnen aber kein besseres Leben ermöglicht.
Als sich Björn an die hübsche Asta heranmachen will, versucht Gisla ihn davon abhalten. Am Ende sind Björn und Gisla tot und die beiden Mädchen müssen fliehen. Sie hoffen, sich zu ihrem Großvater Gerold durchschlagen zu können.

Aristid gehört der päpstlichen Garde an, kann aber nicht verhindern, dass Papst Leo vergiftet wird. Dessen Nachfolger wird der Nomenclator Johannes. Führer der Garde ist Gerold, der Großvater Freyas, der zum neuen Papst eine besondere Beziehung hat.

Hugo Abbas ist der Mann fürs Grobe im Dienste Bischof Arsenius' und geht dabei auch über Leichen. Arsenius möchte seinen Sohn Anastasius auf dem Heiligen Stuhl sehen. Als Aristid Hugo in die Quere kommt, wird er zu dessen Todfeind.

Ich habe sehr lange gebraucht mich in dieses Buch wirklich einzulesen, zwischenzeitlich wollte ich tatsächlich aufgeben. Habe noch nie ein Buch mit so viel Widerwillen weitergelesen, erst ab etwas einem Viertel wurde es besser. Das liegt größtenteils am Erzählstil. Gerade zu Beginn und auch manchmal im späteren Verlauf hatte ich das Gefühl 1:1 die Gedanken der Protagonisten bzw. ihre Gefühle in Worte gefasst zu lesen, ich fand das sehr gewöhnungsbedürtig und anstrengend. Sicher habe ich nichts gegen emotional packende Romane, aber hier packte es mich so gar nicht. Zudem hatte ich selten das Gefühl, dass mein "Kopfkino" angesprochen wurde. Ich lese gerne im Bett aber diese ganzen blutigen Szenen haben mir das sehr schnell madig gemacht, sowas kann ich abends vor dem Schlafengehen nicht lesen und eigentlich auch so nicht so gut. Wäre es kein "Pflichtbuch" gewesen, hätte ich den Roman spätestens hier weggelegt oder zumindest quergelesen.

Auch die Charaktere lassen meiner Meinung nach zu wünschen übrig, vor allem die Antagonisten. Die sind halt einfach böse, keine Zwischentöne vorhanden. Auch wenn wir Hugo Abbas Perspektive lesen, ist da nicht das geringste bisschen etwas Positives zu finden. Dabei war der historische Hugo Abbas offenbar schon ein bisschen anders. Mir hätte auch ein Personenregister oder sowas gefallen, in dem ich sehen könnte, wer tatsächlich historisch ist und wer nicht. So musste ich das mühsam selber recherchieren.

Die Protagonisten, Freya und Aristid, deren Perspektiven wir auch lesen können, haben eine etwas tiefergehende Charakterzeichnung, und vor allem bei Freya schwingen da schon einige Grautöne mit, aber es dauerte sehr lange, bis sie mir wirklich nahe kam – was eventuell wiederum an der Erzählweise liegt. Aristid finde ich sogar irgendwie sympatisch, ist mein Lieblingscharakter in diesem Buch

Donna Cross' „Die Päpstin“ hat mir seinerzeit sehr gut gefallen, ich habe das mehrmals gelesen, konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Viele Vergleiche zu ziehen fällt mir aber schwer. Auch Johanna, war zu einem Leben als Frau verdammt und "verwandelte" sich nachher in einen Mann, auch sie wurde von einem Gerold unterstützt wenn ich mich richtig erinnere, auch ihr Antagonistist hieß zumindest ähnlich, finde das gerade nicht... Vielleicht habe ich einfach zu viele Erwartungen in das Buch gesteckt, aber steht ja auch überall der Zusammenhang mit der Päpstin,

Ein wirklicher Nachfolger ist es aber in meinen Augen absolut nicht, denn die Charaktere sind ganz andere und die Verknüpfung besteht lediglich darin, dass Johanna und Freya sich getroffen haben und die Päpstin Freya einige medizinische Bücher überlassen hat, die u. a. später dazu beitragen, dass Freya sich als Heilerin etablieren kann.

Interessant ist der historische Hintergrund, der mal mehr, mal weniger deutlich wird. Das Nachwort, das immerhin ein bisschen über Fiktion und Wahrheit berichtet, ist für meine Begriffe etwas zu knapp gehalten, so dass ich mich teilweise anderweitig informieren musste, was damals tatsächlich so alles passiert ist. Immerhin ist es lange her, und diese Epoche mir relativ fremd. Die Verknüpfung der fiktiven Handlung mit diesem historischen Hintergrund ist okay. Vieles basiert auf Zufällen, manches erscheint mir auch nicht ganz logisch, z. B. als Freya nach sehr unschönen Geschehnissen offenbar relativ fit fliehen kann, obwohl sie schwer verletzt sein müsste.

Der historische Hintergrund ist interessant und die Verknüpfung von Historie und Fiktion ganz okay. Lest es selber, vielleicht gefällt es Euch sogar.