Eine Truhe, gefüllt mit Erinnerungen

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omami Avatar

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Sofia Segovia berichtet in ihrem zweiten Roman von den Erinnerungen der Romanfigur Francisco Morales.
In kurzen, prägnanten Kapiteln schreibt sie die bewegende Geschichte einer mexikanischen Großgrundbesitzer-Familie nieder und gibt auch dem gealterten Francisco eine Stimme.
Man schreibt das Jahr 1910 auf der Hacienda der Familie Morales in Linares, Mexiko.
Die alte Amme Reja sitzt Tag für Tag in ihrem knarzigen Schaukelstuhl, redet schon lange nicht mehr viel und verdöst ihre Tage in der Sonne. Bis sie eines Tages plötzlich verschwunden ist und alle das Schlimmste befürchten. Sie wird gesucht und auch gefunden, aber die Überraschung ist groß. Denn sie hat zwei Bündel bei sich, in einem liegt ein blaugefrorenes Baby, über und über mit Bienen bedeckt, entstellt und deswegen ausgesetzt., im zweiten Bündel die Behausung der Bienen.
Das Kind überlebt dank der Bienen und ihres Honigs, der Milch einer Ziege und Nana Rejas Geduld beim Füttern des Kindes.
Aber nicht alle sehen es als Wunder, sondern manche glauben, dass der Teufel das Kind gezeichnet hat und es Unglück bringen soll.
Das Kind wird auf den Namen Simonopio getauft und von der Familie wie ein eigenes Kind aufgenommen und behandelt. Und die Bienen weichen ihm nicht von der Seite.
Der spätgeborene Sohn von Beatriz und Francisco Morales, Francisco jun. hat ein ganz besonders enges Verhältnis zu Simonopio und ist der einzige der Familie, der seine Sprache versteht und spricht.
Dank Simonopios Gespür für die Natur und Gefahren übersteht die Familie die mexikanische Revolution und die spanische Grippe, die beide viele Menschenleben fordern.
Der Roman beschreibt das Leben und die Menschen auf dem Land im Mexiko dieser Zeiten, wie man sich gegenseitig half, welche Probleme die Menschen hatten und wie sie einander begegneten und miteinander umgingen.
Zeit, Orte und Bürgerkrieg, sowie die Pandemie der spanischen Grippe sind real, die Menschen im Roman sind Fiktion, aber es könnte durchaus so gewesen sein……….
Das Cover mit seinen Orangen, Blättern, Orangenblüten und den Bienen macht das Buch auch optisch zu einem Hingucker. Man riecht es förmlich.

Ein wunderbares Leseerlebnis für Leser, die langsame, leise Romane schätzen.