Märchenhaft

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obilot Avatar

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Eine steinalte Frau die bereits Generationen von Kindern als Amme diente findet weit abgelegen in der Wildnis ein ausgesetztes Baby. Das Baby ist durch und durch sonderbar, es hat eine Missbildung am Mund, weshalb es zunächst nicht von allen Bewohnern des Dorfes akzeptiert wird. Außerdem umschwirrt den kleinen Jungen stets ein Schwarm von Bienen. Doch die ausgediente Nana Reja, die das Kind aufnimmt wie ihr eigenes, wird von allen der Umgebung geliebt und geachtet. Einst kam sie selbst als Fremde mit ihrem erfrorenen Sohn in das Dorf. Viel dunkler als die Einheimischen wurde auch sie zuerst mit Vorsicht aufgenommen. Doch die Liebe, die sie ihren Pflegekindern entgegenbrachte, öffneten schnell die Herzen der Dorfgemeinschaft. Und so darf sie den Jungen behalten.
Mit dem märchenhaften Charakter der Handlung reiht sich der Roman gut in die Tradition der traditionellen südamerikanischen Literatur mit ihrem magischen Realismus ein. Sonderbare Dinge erscheinen wie selbstverständlich, wie die alte Reja die so viele Jahrzehnte als Amme tätig war, so dass sie sogar die Kinder der einstigen Stillkinder annahm oder den Bienenschwarm der unlösbar mit dem Waisenjungen verbunden zu sein scheint. Die Charaktere sind wirklich wunderbar beschrieben. Vor allem Reja erscheint ihre Bestimmung gefunden zu habe indem sie alle ihr anvertrauten Kinder wie selbstverständlich als ihre eigenen aufnimmt.
Neben der eigentlichen Geschichte über Nana Reja und den sonderbaren Jungen wird von der Autorin auch auf die sozialen und politischen Verhältnisse in Mexiko am Anfang des vergangenen Jahrhunderts, in der die Geschichte spielt, eingegangen. Etwas schwierig ist es zwischen den vielen Perspektivwechseln immer den Überblick zu behalten. Teilweise weiß man gar nicht so recht aus welcher Sicht gerade erzählt wird.
Insgesamt ein großartiger Roman, verträumt und etwas märchenhaft, versetzt er den Leser in eine andere Welt