Magischer Realismus alà Mexican

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jumo Avatar

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Die Figuren des Romans und sein magischer Historismus sind originell und sympathisch. Das Tableu Vivant, das die Autorin von der Hacienda La Amistad zeichnet, unterhaltsam und gemütlich. Man liest sich durch die Todeszahlen der spanischen Grippe mit einem weinenden und lachenden Auge - was weniger despektierlich als originell beim Lesen erscheint und folgt dem sonderbaren Plot rund um Bienen gern.
Doch es gibt zwei Dinge, die mich sehr bei der Lektüre gestört haben: zum einen der vorhersehbare Showdown, der sich über 170 Seiten zieht - auch wenn er narrativ gut überlegt ist, da er sich spiralförmig aus den Erinnerungen des Erzählers herausschälen muss. Doch für mich war es Tortur und ich begann fliegend über die Seiten zu lesen.
Zum anderen finde ich die perspektivlose Verteufelung der revolutionären Arbeiterklasse extrem fragwürdig. Nun ist eine Figur ein vermeintlich gerechter Patron, der seine Arbeiter scheinbar fair behandelt - doch kann er wohl kaum für die Gesamtheit der besitzenden Klasse Mexikos im frühen 20.Jahrhundert stehen. Und dann ist da der Bösewicht der Geschichte, indigen und leibeigen, der sich aus der Fremdbestimmung befreien will und bestehende Besitzverhältnisse anzweifelt. Doch die Erzählstimme positioniert sich so gegen diese Figur, charakterisiert ihn als animalisch, faul, gewalttätig, zu nichts im Leben zu gebrauchen - man soll beim lesen der Feind dieses Mannes werden. Und das ist mir zu schwarz weiß! Das ist mir zu manipulierend, zu einfach. Da kann der Rest der Geschichte noch so magisch und schön und herzerwärmend sein. Wenn eine Story die Augen vorm Elend der Elenden absichtlich schließt, kann sie mir eben nicht gefallen!