Von Bienenflüsterern, Kojoten und anderen Dorfbewohnern

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tsubame Avatar

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Es gibt Bücher, die haben ein tolles Cover, aber einen enttäuschenden Inhalt. Dann gibt es noch solche, bei denen es sich genau umgekehrt verhält. Dass mich Geschichte UND Cover ansprechen ist eher selten, aber in diesem Fall zu 100% geglückt.

Sofía Segovia ist eine wirklich große Geschichtenerzählerin. Man durchlebt mit ihren Figuren nicht nur die Spanische Grippe, das Dorfleben von Linares, einem Ort im Nordosten Mexikos oder das Leben auf dem Landgut der Familie Morales, man lernt darüber hinaus lauter skurrile Charaktere kennen wie etwa Nana Reja, die alte Amme, die mit ihrer dunklen Brust schon ganze Generationen von Morales-Säuglingen gestillt hat oder Simonopio, das Findelkind mit dem entstellten Gesicht, der sich mit den Bienen, die ihn stets umschwirren, verständigen kann, Anselmo Espiricueta, den Erntehelfer, Pächter und "Kojoten", der dem Kind als "Teufelsbalg" zeitlebens nach dem Leben trachtet und natürlich die Familienmitglieder der Familie Morales: den Gutsbesitzer Francisco Morales, seine Frau Beatriz, ihre zwei Töchter und den spätgeborenen Sohn Francisco, der die Geschichte - bereits selbst alt und grau geworden - einem Taxifahrer auf dem Weg von Monterrey in sein Heimatdorf Linares erzählt.

Zwar kann man sich mit dem Buch in eine andere Zeit und in ein anderes Land träumen, aber mit dem Auftreten der Spanischen Grippe fühlt man sich sofort an die heutige Corona-Pandemie erinnert. Schon damals galt die komplette Isolation als bester Schutz gegen Ansteckung und Tod.

Mir hat das Buch mit seiner ungewöhnlichen Geschichte sehr gut gefallen. Es macht Lust darauf, wieder mehr lateinamerikanische Literatur zu lesen.

Für mich definitiv ein Lesehighlight!