Alte Wunden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesefastalles Avatar

Von

Das Buch das Flüstern der Marsch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Anlässlich der 80er Feier von Karl treffen seine Söhne und seine Enkelin Mona bei ihm ein, um noch Vorbereitungen zu treffen. Schnell wird klar, dass Karls Ehefrau Annemie spurlos verschwunden ist.
Es vergehen einige Tage, bis endlich die Polizei verständigt wird. Mona und ihr Kindheitsfreund Jon beginnen auf eigene Faus zu ermitteln.
Die Erzählung passiert auf verschiedenen Zeitebenen und es werden die Kapitel jeweiligen Personen zugeordnet.
Wobei Annemies Geschichte für mich am Berührendsten war. Sie hat in den Sechzigerjahren von ihrem Lehrer ein Kind zur Welt gebracht. Dazu wurde sie zu einer Verwandten gebracht, damit niemand davon erfährt. Nachdem das Kind geboren wurde und sie noch minderjährig war, musste sie das Kind auf Drängen ihrer Mutter der Fürsorge zur Adoption übergeben. Diese Lücke hat Annemie zeitlebens nicht losgelassen und sie macht sich auf die Suche nach ihrem Kind.
Der Roman ist in einer wunderbaren Sprache verfasst, malerische Naturschilderungen der Marsch machen Lust darauf, diese Gegend zu erkunden. Was jedoch grundlegend war, waren die Traumata, die früher nicht thematisiert oder aufgearbeitet wurden und bis in die Gegenwart nachreichen. Auch die Stellung der Frauen in der Vergangenheit und auch heute noch wird kritisch betrachtet.
Ich gut durchdachter Plot, mit ergreifendem Thema, das einen nicht so schnell loslässt.