Unverarbeitetes Trauma

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Im neuesten Buch der Autorin Katja Keweritsch „Das Flüstern der Marsch“ lernen wir 4 Frauen in verschiedenen Zeitebenen kennen. Beginnend mit Annemie im Jahr 1964, Freya 1994 und Janne und Mona 2024. Die familiären Verknüpfungen zwischen Annemie, die die Oma von Mona und Schwiegermutter von Janne ist, erschließen sich von Beginn an, die Verbindungen zur Figur Freya werden erst zum Ende des Romans aufgedeckt. Bis auf Janne sind die anderen Frauen ungewollt schwanger geworden. Die unverheiratete Annemie hat ihr Kind bekommen, welches anschließend, da sie noch nicht volljährig war, gegen ihren Willen von ihren Eltern zur Adoption freigegeben wurde. Dieses Ereignis hat ihr ganzes Leben geprägt. Später wurde sie von ihren Eltern in eine Ehe mit Karl gedrängt aus der 3 Kinder hervorgingen. Beide Elternteile waren nicht in der Lage Gefühle zu zeigen, so sind die Kinder in einer lieblosen Umgebung aufgewachsen. Wortkarg wurde nur das Nötigste besprochen, wenn es Probleme gab, musste die jeder für sich alleine lösen. Wie traurig muss es in dieser Familie zugegangen sein. Besonders die männlichen Vertreter, wie Annemies Vater, ihr Ehemann Karl oder den Sohn Stefan könnte man permanent schütteln. Für Eltern, die sich an ihren Kindern versündigen, und das über mehrere Generationen hinweg, ist dieser Buch ein Paradebeispiel. Es ist sicherlich kein Wohlfühlroman, obwohl er mit einem Hoffnungsschimmer endet. Aufgewühlt und beschäftigt hat er mich im Nachgang auf jeden Fall.