Wann ist eine Mutter gut genug?

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strickleserl Avatar

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„Geheimnisse sind wie ungebetene Gäste. Sie tauchen immer dann auf, wenn man es am wenigsten erwartet.“

Mona will ihre Großeltern besuchen, doch ihr Großvater erzählt ihr, dass ihre Großmutter verschwunden ist. Schon seit Tagen – und er scheint mehr darüber zu wissen, doch er schweigt beharrlich.

Merkwürdigerweise geht das Leben trotzdem weiter. Die große Feier zum achtzigsten Geburtstag des Großvaters kann nicht mehr abgesagt werden. Mona forscht aber beharrlich weiter. Sie spürt, dass es im Leben ihrer Verwandten bedeutende Geheimnisse geben muss.

Obwohl Janne schon genug mit ihren drei kleinen Kindern zu tun hat, fühlt sie sich überverantwortlich, wenn es etwas zu tun gibt. Auch die Schwiegertochter der Verschwundenen weiß so manches Unstimmige über ihre Schwiegermutter.

Freya leidet darunter, dass es in ihrer Familie keine Liebe und gesunde Bindungen gibt. Was sie mit Monas Großeltern zu tun hat, wird erst gegen Ende des Buches klar.

Und dann ist da noch die Verschwundene: Annemie. Von 1964 bis in die Gegenwart beleuchtet die Autorin auch ihre Sicht auf die Geschehnisse.

In diesem Buch geht es um Familiengeheimnisse, um unerlaubte Liebe, um die Last einer Mutter und ihr Verhältnis zu ihrem ungeborenen Kind. Dazwischen brillieren Beschreibungen des Marschs, eines beliebten Rückzugsortes, wenn das Leben zu schwer wird.

Das Cover unter dem Einband ist eine wunderschöne Überraschung, es zeigt eine ruhige Landschaft und mehrere fliegende Zugvögel. Die Erzählung wird aus der Perspektive der vier Frauen erzählt, dabei ist es vor allem Monas Geschichte, da sie die einzige Ich-Erzählerin ist. Die Geschichte ist fesselnd, und viele Erlebnisse der Figuren wirken authentisch und lebendig – dennoch bleibt eine gewisse Distanz, die es schwer macht, sich wirklich mit den Frauen zu identifizieren. Interessant sind die Zitate aus einem Erziehungsratgeber der 60er Jahre und das immer wiederkehrende Thema Mutterschaft.

Fazit: „Ich will, dass es mit uns endet.“ - Dieses Buch über die Aufarbeitung von Familiengeheimnissen und das Bemühen, eine gute Mutter zu sein ist spannend und enthält wunderschöne Naturbeschreibungen, doch die Charaktere bleiben bis zum Schluss unnahbar. Empfehlenswert!