Eine Frage von Leben und Tod

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mazapán Avatar

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"Das Gefühl von Unendlichkeit" zu lesen, hat mich irgendwie an die Hausaufgaben in der Schule erinnert. Schwieriger Einstieg, weil das Thema nicht zu der Ausdrucksweise der Autorin passte - natürlich nur aus meiner Sicht. Dann, sobald ich im Lesefluss war, musste ich immer aufpassen, dass ich die Zusammenhänge verstehe, um am Ball zu bleiben. Bereit, als das erledigt wurde, war es schon einfacher, bis zur Mitte zu kommen. Aber dann kamen alle möglichen Überraschungen, die das Lesefeeling komplett verändert haben, und zwar zum Positiven! Dieser Teil der Geschichte hat mich gefesselt! Leider hielt dieses High nur so lange, bis die Bereitschaft, die Hausaufgabe zu erledigen zur Pflicht wurde. Zum Schluss kann ich nur sagen, dass ich nicht mehr wusste, ob das Gefühl, das Buch zu Ende gelesen zu haben, gut oder schlecht war, oder ob ich mich freuen sollte oder nicht.

Für die zwei Hauptfiguren, Zoe und Jack, ist die Hausaufgabe aber eine Frage von Leben und Tod. So haben sie es selbst entschieden. Beide sind 20 Jahre alt und ganz am Anfang ihres Chemie-Studiums in Harvard. Dieser erste Teil, in dem ihr Leben als Studenten beschrieben wird, war für mich der schwere Einstieg in die Geschichte. Interessante Einblicke in Biochemie und Genetik wechseln sich mit etwas weniger anspruchsvollen Erzählungen von Zoes Alltag ab.

Die erste Wendung macht wach, man merkt, es wird komplizierter, denn Zoe und Jack streben nach Größerem: Sie möchten das Geheimnis der Unsterblichkeit lüften. Bei so einem Vorhaben, ist es kein Wunder, dass sie sich bald mit allen und allem überfordert fühlen. Sie sind ja praktisch gerade der Adoleszenz entkommen.

Aber dann wird das Ganze neu geordnet. Das Beste am Buch kam. Die wichtigste Entwicklung, der Kern der Sache, der Ursprung von allem und vor allem das Warum.

Leider kehrt Austin nach dieser so gut geschriebenen Episode zum ursprünglichen Stil zurück. Und das meine ich damit, als ich schrieb, dass ich froh war, es geschafft zu haben, meine Hausaufgabe zu machen. Gegen Ende wurde es etwas weniger spannend, und etwas oberflächlicher, der Zauber war vorbei, das Lesen wurde langsamer. Das Ende der Geschichte kam ohne einen großen Auftritt. Und ich habe mir diese eine überraschende Wendung wieder gewünscht.

Sehr gut fand ich, dass Taylor auf pseudophilosophische Gedanken und Abhandlungen über das ewige Leben verzichtet hat. Sie bleibt immer auf der wissenschaftlichen Ebene und bei den persönlichen Konflikten, die sehr nah an der Realität sind. Diese sind aus meiner Sicht die große Stärke des Romans.