Ganz anders als erwartet

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tänja_radi Avatar

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Dem Klappentext zufolge geht es in diesem Roman um die Liebe zwischen Zoe und Jack und deren weltverändernden wissenschaftlichen Entdeckung. Ich muss sagen, dass ich selten einen Klappentext gelesen habe, der mich so in die Irre geführt hat.

Aufgrund der Beschreibung ging ich davon aus, dass die Liebesgeschichte eine große Rolle im Roman spielt. Tatsächlich blieb diese aber über viele viele Seiten hinweg immer nur eine Randbemerkung. Zwar wird immer wieder erwähnt, dass Zoe von Jack fasziniert ist und ab und an passiert auch etwas zwischen den beiden. An beidseitiger Liebe zueinander habe ich aber lange gezweifelt.

Spannender, und im Klappentext kaum nicht erwähnt, ist die Entdeckung, die die beiden machen. Zoe findet eine neue Theorie zur deutlichen Lebensverlängerung und Jack überzeugt sie an deren Umsetzung zu forschen, statt bei angesehenen, karrierefördernden Forschern zu arbeiten.

Es ist faszinierend, wie schnell aus der Theorie ein riesiges Start-up entsteht, obwohl über Jahre hinweg ein Medikament hergestellt wird. Die Theorie wird im Buch erläutert, aber diese ist für die Investoren im Roman wahrscheinlich genauso unverständlich wie für mich. Nahezu alle lassen sich mit dem Glauben an die Möglichkeit eines unendlichen Lebens abspeisen. Das machte auf mich einen sehr realitätsnahen Eindruck. Wahrscheinlich hätte Taylor denselben Roman mit einem Mittel für ewige Schönheit oder Optimalgewicht schreiben können. Der Punkt ist ein absolut erstrebenswertes Ideal.

Der Roman lebt außerdem von den Biografien der beiden Protagonist*innen. Ihre unterschiedlichen Ursprünge und Voraussetzungen beleuchten Themen wie Bildungsungerechtigkeit, patriarchale Strukturen, Machtmissbrauch und Rassismus.

So konnte mich dieser Roman begeistern obwohl er wirklich komplett anders ist, als ich erwartet hatte.