Liiiiebs

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
casandrafl Avatar

Von

es war eine dieser Geschichten, die sich langsam in einem entfalten, Schicht für Schicht, bis man plötzlich merkt: Man fühlt mit, denkt mit, leidet mit – und wird dieses Buch so schnell nicht mehr vergessen.

Ein vielschichtiger Roman über Herkunft, Erfolg und das, was uns innerlich prägt

Im Zentrum der Geschichte stehen zwei sehr unterschiedliche Charaktere – und genau diese Gegensätze machen den Roman so stark. Die Hauptfiguren stammen aus völlig verschiedenen Welten: Die eine Seite geprägt von Sicherheit, Struktur und einem unterstützenden Umfeld; die andere von Verlust, Unsichtbarkeit, finanziellen Sorgen und emotionalen Wunden, die tief sitzen.

Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie stark die eigene Herkunft unsere Sicht auf die Welt prägt – selbst dann, wenn man auf den ersten Blick das Gleiche erlebt oder die gleichen Chancen bekommt. Was passiert, wenn man plötzlich im Rampenlicht steht, etwas Großes erreicht, aber die inneren Zweifel, das alte Selbstbild oder die „unsichtbare“ Geschichte einen immer wieder zurückzuziehen scheint? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Charaktere, die im Kopf bleiben

Die Protagonistin (deren Name ich hier nicht spoilern möchte) ist ein echtes Kunstwerk: Sie wirkt nach außen stark, vielleicht sogar kühl – aber in ihrem Innersten tobt ein Sturm aus Erinnerungen, Selbstzweifeln und der Frage, ob sie sich diesen Erfolg überhaupt verdient hat. Sie trägt eine schwere Last mit sich, die sie nur selten nach außen zeigt. Ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist schmerzhaft, ehrlich und zugleich unglaublich inspirierend.

Im Kontrast dazu steht eine Figur, die aus einer privilegierteren Welt stammt – deren Selbstverständnis von Erfolg, Zugehörigkeit und Stabilität ganz anders geprägt ist. Doch auch hier kratzt der Roman bewusst an der Oberfläche und zeigt: Auch dort, wo vermeintlich alles leicht aussieht, brodeln Ängste und Unsicherheiten.

Diese Gegenüberstellung ist niemals plakativ, sondern feinfühlig und tiefgründig erzählt. Man versteht beide Seiten – und erkennt, wie leicht Missverständnisse entstehen können, wenn man nicht hinter die Fassade blickt.

Wie unterschiedlich fühlt sich Erfolg an – je nachdem, woher man kommt?

Einer der zentralen Gedanken des Romans ist die Frage, wie sehr der eigene Hintergrund beeinflusst, wie man mit Erfolg umgeht. Für manche ist er ein natürlicher Schritt, eine logische Konsequenz. Für andere ist er mit Schuldgefühlen verbunden, mit Angst, den „falschen Leuten“ zu gefallen oder den alten Wurzeln zu entgleiten. Die Autorin zeigt diesen inneren Konflikt mit großer Sensibilität – und das macht das Buch so besonders.

Sprachlich stark und emotional tief

Was mich besonders beeindruckt hat, ist der Stil: Die Sprache ist mal nüchtern, mal poetisch, mal brutal ehrlich – je nachdem, was die Situation verlangt. Sie hat mich durch Höhen und Tiefen geführt, mich zum Nachdenken gebracht und an vielen Stellen tief bewegt. Manche Absätze habe ich mehrmals gelesen, weil sie so viel Wahrheit und Schmerz in sich trugen.

Fazit

„Das Gefühl von Unendlichkeit“ ist kein Buch, das man mal eben nebenbei liest. Es fordert, berührt und bleibt. Die Kontraste zwischen den Charakteren, die sozialen Unterschiede, die inneren Kämpfe – all das wird so fein und klug erzählt, dass man sich lange damit beschäftigen kann.

Für alle, die nicht nur konsumieren, sondern wirklich erleben wollen – absolute Leseempfehlung.

⭐⭐⭐⭐⭐ (5/5 Sterne)