Tragische Protagonist:innen in akademischem Setting

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
katrriin Avatar

Von

Bestimmt hat sich jede:r schon einmal vorgestellt, wie es wäre unsterblich zu sein. Auch ich finde das ein sehr spannendes Thema, weshalb ich bei diesem Roman direkt hellhörig wurde.

Zoe und Jack studieren in Harvard Chemie. Während sich Zoe früher für Quantenphysik und jetzt eigentlich eher für Biochemie, bzw. Neurowissenschaften interessiert, arbeitet Jack in der Anti-Aging Forschung. Als sie sich für ein gemeinsames Projekt zusammenschließen, entdecken sie nicht nur ihre Gefühle füreinander sondern auch zufällig eine Möglichkeit, wie man das Altern von Zellen rückgängig machen bzw. aufhalten könnte. Es folgen intensive Wochen der Forschung, sie erhalten Förderungen, Preise, halten TED Talks und werden in der gesamten Wissenschaft gefeiert. Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht und es geht plötzlich wirklich um Leben oder Tod.
Die erste Hälfte des Romans wird aus Zoes Perspektive erzählt, als es zu dem einschneidenden Ereignis kommt, wird zu Jacks Perspektive gewechselt und viele der Schlüsselszenen des Romans nochmal aus seiner Perspektive wiedergegeben.

Ich muss sagen, dass mich bei dem Roman zunächst vor allem das Cover angesprochen hat. Anfangs dachte ich auch, dass sowohl Titel als auch Cover nicht wirklich zu dem doch sehr wissenschaftlichen Inhalt passen. Doch obwohl dieses Buch komplexe wissenschaftliche Themen behandelt, wird es so vermittelt, dass auch ein Laie versteht, um was es geht. Daher denke ich, dass die Kombination aus ästhetisch ansprechendem Cover und komplexer Wissenschaft absichtlich gewählt wurde, um auch eine Leserschaft zu erreichen, die nicht unbedingt selbst aus der Wissenschaft kommt.
Dabei ist vor allem der Schreibstil sehr zugänglich und schön. Viele Stellen, einzelne Sätze und Ansätze haben noch lange in mir nachgehallt.
Neben dem eigentlichen Thema des Romans gibt es natürlich noch die etwas komplizierte Liebesgeschichte zwischen Zoe und Jack, die ich auch sehr schön ausgearbeitet fand. Auch werden feministische Denkanstöße geboten, immerhin ist Zoe ja eine „Frau in der Wissenschaft“ und wird deshalb sowohl innerhalb ihrer Familie als auch online immer wieder belächelt oder nicht ernst genommen. Genauso handelt das Buch aber auch von traumatischen Kindheitserlebnissen, Drogenmissbrauch und mentaler Gesundheit. Definitiv ist der Roman somit keine leichte Kost.

Dennoch mochte ich das Buch wirklich sehr, da ich schon immer großes Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und natürlich auch an der Forschung von Unsterblichkeit habe. Das Setting in Harvard und die Vibes allgemein haben mich sehr an The Secret History von Donna Tartt erinnert, was mir sehr gefallen hat. Die zweite Hälfte des Romans hat mich leider etwas enttäuscht, das Ende hingegen hat mich dann doch wieder sehr gerührt und bewegt.
Insgesamt ein sehr schöner Debütroman, der für viele Personen sehr ansprechend sein kann.