Besonderes Buch mit Schwächen

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eulenmatz Avatar

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INHALT:
London, 1967. Odelle Bastien, aus Trinidad nach England gekommen, um ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen, ergattert einen Job in der renommierten Kunstgalerie Skelton. Durch einen sensationellen Fund – ein Gemälde des seit dem Spanischen Bürgerkrieg verschollenen Künstlers Isaac Robles –, wird Odelle in eine Geschichte verstrickt, die ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Denn um das Gemälde rankt sich ein folgenschweres Geheimnis, das ins Jahr 1936 zurückreicht, als Olive Schloss, eine begabte junge Malerin, in Andalusien auf den Künstler und Revolutionär Isaac Robles trifft. Eine Begegnung, die ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht ...
Zwischen dem schillernden London der Sechziger und dem schwülheißen Andalusien der Dreißiger entspinnt sich diese fesselnde und betörende Geschichte um große Ambitionen und noch größere Begierden.

MEINUNG:
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Odelle und Olive erzählt. Bei Odelle befinden wir uns in Ende der 1970er Jahre in England und bei Olive in den 1930er Jahre in Spanien. Odelle mochte ich sofort. Ihre Herkunft aus Trinidad fand ich auch sehr besonders, da es ein Land, welches sonst nicht so häufig Erwähnung in der Literatur findet. Trinidad und Tobago, wie es heute richtig heißt, war englische Kolonie bis 1962 in die Unabhängigkeit entlassen worden ist. Man erfährt auch ein bisschen etwas über den Inselstaat. Odelle muss sich erschreckenderweise auch noch mit Diskriminierungen bzgl. ihrer Hautfarbe auseinandersetzen, was mich etwas erschrocken hat. Odelle ist gleichermaßen schüchtern, wie sie auch genau weiß was sie will. Mir gefiel dieser Mix.

Mit Olive kam ich weniger zurecht. Ich empfand sie als sehr sprunghaft, jung und irgendwie naiv. Zunächst dachte, dass sie ein ganz junges Mädchen wäre, sprich so 11 oder 12 Jahre, obwohl sie schon 19 Jahre alt ist. Olive ist eine großartige Malerin. Auch wenn man hier keine Bilder direkt vor Augen hatte, habe ich mir diese bildhaft vorstellen können. Hier hat die Autorin ganze Arbeit geleistet. Dennoch ist Olive der Meinung, dass man als Frau im Kunstbusiness nicht ernst genommen werden kann. Ihr Vater ist Kunsthändler. Ihre Mutter leidet unter Depressionen. Als Isaac und Teresa, seine Schwester ins Leben der Familie Schloss treten, geraten einige Dinge in Gang, die dann nicht mehr aufzuhalten sind. Natürlich lernt man Olive, ihre Familie und die politische Situation in Spanien zu der Zeit kennen, aber dennoch empfand ich die Kapitel oft als recht langatmig.

So richtig Fahrt nimm das Buch in den letzten 150 Seiten auf. Die Lage spitzt sich zu in Spanien und Odelle kommt endlich hinter die vielen Geheimnisses des Gemäldes. Ich konnte das Buch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aus der Hand legen. Es ist wirklich schade, dass das Buch anfangs so schleppend verläuft und die Handlung nicht wirklich zur Aufklärung beiträgt.

FAZIT:
Das Geheimnis der Muse ist ein außergewöhnliches Buch mit einer außergewöhnlichen Geschichte, die ich so noch nicht gelesen. Es gibt interessante Einblicke in u.a. die Kunst, Spanien in den 1930er Jahren und England der 1960er Jahre. Leider wird das Buch erst auf den letzten 150 Seiten wirklich spannend und plätschert vorher für meinen Geschmack noch zu viel vor sich hin und bringt nicht den gewissen Sog mit sich, der das Buch für mich zu einem Highlight gemacht hätte.

Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.