Leidenschaftliche Liebe und Malrausch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
heike lohr Avatar

Von

Was haben wohl 1936 und 1967 gemeinsam? Wo ist die Verbindung zwischen den zwei Frauengestalten, der Ich-Erzählerin und ihrer geheimnisvollen Gönnerin? Odelle Bastien aus Trinidad erlebt das Geheimnis um das Bild "Mächen mit Löwe", als der geheimnisvolle Lawrie in ihr Migrantenleben in London tritt. Marjorie Quick scheint zwar eine Londonerin zu sein, doch ihr Leben ist vollkommen geheimnisvoll und ihre Herkunft bleibt im Dunklen. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass ihre Biographie irgendwie mit dem Bild zu tun hat. Leider kann sie nicht viel verraten und nicht viel zur Organisation beitragen, weil sie schwer an Krebs erkrankt ist. Die Jetzt-Zeit der Erzählung, durch von Odelle erzählt wird, ist geprägt von interkulturellen Vorurteilen und diskriminierendem Verhalten. Obwohl sie aus der Karibik stammt, ist ihre Erziehung von der britischen Kultur geprägt. Auch ihr literarisches Schaffen ist von dieser Kultur- und Gebildeten-Sprache geprägt. Allerdings gibt es dieses goldene London, das ihr in ihrer Heimat vermittelt wurde, nicht. Sie ist davon enttäuscht und lebt nur für ihre Kunst, der Schriftstellerei. Die Rückblenden, welche die Geschichte der Malerin Olive Schluss erzählen, spielen in Spanien, in welchem der Kommunismus, der Aufstand gegen die Ausbeutung eine Rolle spielt. Die Bedrängung der Juden durch die Nationalsozialisten spielt auch eine große Rolle. Dieses Erzählen in zwei Zeitschienen führt die zwei weiblichen Hauptcharaktere näher aneinander, Gegenwart und Geschichte rücken enger zusammen. Die Charaktere sind überzeugend dargestellt, Spannung wird geschickt aufgebaut und die Auflösung ist zwar kein Happyend, doch sehr versöhnlich. Das Endprodukt der Aufdeckung, wie das Bild entstandne ist und warum Lawrie es besitzt, ist das vorliegende Buch, das die Ich-Erzählerin geschrieben hat. Somit enden alle Handlungsstränge im Schreiben des Buches. Die Lektüre des Buches wird niemals langweilig, gesellschaftskritische und politisch-kritische Momente machen die unterschiedlichen Lebensweisen verständlich. Verschiedene Lesebedürfnisse werden erfüllt: Historische Aspekte, Liebesgeschichte, Lebenskampf und Kunst sind genial miteinander verwoben. Außerdem ist das Cover eine Symphonie in Blau-Grün-Tönen, welche durch rote Rosen und eine rote Schreibmaschine durchbrochen werden. Fragen, die im Verlauf des Geschehens auftauchen werden nach und nach beantwortet bzw. mögliche Schlussfolgerungen geboten. Manchmal liegen die Leser richtig und manchmal nicht. Bis zum Schluss bleibt die Spannung erhalten.