Tief beeindruckt

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Ich weiß nicht, wann mich ein Buch das letzte Mal auf so vielen verschiedenen Ebenen beeindruckt hat.
Olive, die 1936 mit ihrer gelinde gesagt verqueren Familie nach Andalusien zieht, war zu Beginn für mich eher nettes Hintergrundwissen. Eine malerische Landschaft, Situationen, die erst später ihre Bedeutung entfalten sollten - "Naja" wäre meine erste Meinung gewesen.
Odelle hingegen startet ihre Geschichte an einem Punkt, der mich persönlich sofort angesprochen hat. Jung, ein bisschen hilflos angesichts der Einstellung der Londoner Gesellschaft 1967, entwickelt sich alles um sie herum - und hier geht das größte Lob an die Autorin- so menschlich-unvorhersehbar.

Die abwechselnden Episoden aus den beiden Perspektiven haben mich im ersten Moment etwas abgeschreckt, weil ich normalerweise schnell den Spaß an so einem Hin und Her verliere, aber Jessie Burton hat genau die richtige Länge der Abschnitte gewählt, genau die richtigen Szenen und diese auch zum treffenden Zeitpunkt wieder beendet.
Ich habe mehr aus Langeweile an der Verlosung teilgenommen, als aus ehrlichem Interesse, doch ich habe mich stark geirrt! Das Buch war mit Abstand das Intensivste, was ich seit langem gelesen habe.