Die Vergangenheit bleibt lebendig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bücherkarin Avatar

Von

Der Roman greift das vieldiskutierte Thema der Raubkunst und der großen Geschäfte, die damit gemacht wurden, auf. Chrisitne Jaeggi erzählt auch hier wieder in mehreren Zeitebenen, verbindet damit gekonnt Vergangenheit mit Gegenwart und stellt Verknüpfungen zwischen den Personen ner, die von Liebe, Haß und Intrigen geprägt sind. Sehr hilfreich ist das vorangestellte Personenregister.
Alles beginnt 1865 in Straßbourg, als der Maler und spätere Galerist Amos Löwenfeld das Bild seiner geliebten blinden Rosaline malt, die für ihn im Regen tanzt. Diese Gemälde hat er nie verkauft, es sollte immer in Familienbesitz bleiben. Allerdings muß sein Urenkel bei der Flucht vor den Nazis nach Amerika seine Gemäldesammlung in Frankreich zurücklassen und einem ungewissen Schicksal überlassen.
Helena, die Protagonistin der Gegenwart lebt mit ihren 15jährigen Zwillingen in Luzern. Sie konnte wegen der Schwangerschaft ihre Ausbildung als Tänzerin nicht abschließen und lebt nun als Ungelernte am Existenzminimum. So muß sie auch die Stelle als Zimmermädchen im 5Sterne Hotel Kronenberg annehmen, obwohl gerade diese Familie viel Schuld an ihrer jetzigen Lage hat. Aber mit Fleiß, äußerster Sparsamkeit und ihrem Stolz schafft sie sich Anerkennung und erfährt auch wieder Liebe.
Das Hotel Kronenberg war auf unrühmliche Weise in die Geschäfte mit der Raubkunst verwickelt. Und als Jessica Dixon-Löwenfeld, die Ururenkelin von Amos, ihre Suche nach dem verschollenen Gemälde dort fortsetzt, verspürt Helene die Verpflichtung, sie dabei zu unterstützen und auch nach deren Abreise die Nachforschungen fortzusetzen.
Die Autorin charakterisiert ihre Personen sehr gut, sehr differenziert wird jeder einzelne der Hoteldynastie Kronenberg beschrieben. Sie schreibt mit viel Empathie und Verständnis für die Stärken und Schwächen ihrer Personen. Liebe, auch unglückliche Liebe, spielt in ihren Romanen eine große Rolle.
Ein gelungener Roman, den man aber wegen seiner Verästelungen und Vielschichtigkeit ohne größere Pausen lesen sollte.